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Thomas Bauer-Friedrich

2021 – 32 Jahre nach der friedlichen Revolution von 1989 und drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung der 40 Jahre getrennten beiden deutschen Staaten – findet im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) das erste Mal seit 1986 wieder eine umfassende Werkschau Willi Sittes statt – jenes Künstlers, der in den 1970er und 1980er Jahren im In- wie im sozialistischen und kapitalistischen Ausland exemplarisch für die Kunst der DDR stand. Aufgrund seiner engen Verflechtungen mit dem politischen System des Staates (1974–88 Präsident des Verbands Bildender Künstler, 1976–89 Mitglied der Volkskammer, 1986–89 Mitglied des Zentralkomitees des Politbüros der SED) wagten sich in den zurückliegenden Jahren, abgesehen von der Willi-Sitte-Galerie in Merseburg,1 nur wenige Museen und Galerien daran, größere Präsentationen der Werke des Künstlers zu zeigen, und wenn, dann konzentrierte man sich auf Ausschnitte aus dem Gesamtwerk, scheute jedoch eine Aufarbeitung der Doppelrolle Sittes als Künstler und Funktionär und eine seit langem überfällige Überblicksausstellung.2 Dieses Desiderats nahm sich das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) mit Blick auf den 100. Geburtstag des Künstlers an – nicht von ungefähr, entstand doch nahezu das gesamte Werk in der Saalestadt und fanden in ihrem Museum mit den beiden Retrospektiven 1971 und 1981 wesentliche Ausstellungen statt. Im Folgenden wird als Einführung in die Thematik und die Rezeption des Sitte’schen Schaffens ein Abriss über das Ausstellen und Sammeln seiner Werke gegeben mit besonderem Bezug zum halleschen Kunstmuseum, das als erstes Museum der DDR Arbeiten des Künstlers zeigte und erwarb. Beispielhaft lässt sich an dieser Geschichte Sittes Kampf mit der Kulturpolitik der SED und Ringen um seine Ansprüche an wie auch sein Verständnis von Kunst erkennen.