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Weitere Zivilisten an Bord der Gallega waren Rodrigo Sanchez

de Segovia, der königliche Schatzmeister, ein leichengrauer Stubenhocker, zuständig für die Finanzen der Flotte, Louis de Torres, ein Dolmetscher, von dem man flüsterte, er sei ein konvertierter Jude, und Juan Sanchez, der kugelbäuchige Schiffsarzt.

Für Rodrigo, der all diese Besatzungsmitglieder und ihre Eigenheiten schnell zu unterscheiden lernte, folgten einige anstrengende, dennoch unbeschwerte, fast beschwingte Tage. Selten zuvor in seinem Leben hatte er sich so ungebunden gefühlt. Wie weit war Palos doch schon weg? Der Alte – hoffentlich war er im Grab. Seine Brüder Miguel und Pedro, die kleine Schwester Consuela, Mutter, – alle waren in weite Ferne gerückt. Erstmals in seinem Leben fühlte Rodrigo sich frei. Er lebte ohne Ängste in den Tag, ohne Hunger, ohne Prügel, ohne Streit, war nur vom Rhythmus der Arbeit an Bord und vom Wechsel zwischen Tag und Nacht geleitet.

José Pequinos, der dürre Matrose mit dem mürrischen Gesicht eines Maulesels, führte ihn in die Abläufe an Bord ein. Gegen halb acht am Morgen gab der Smutje mit einem Flamenco-Singsang bekannt, dass das Frühstück fertig sei. Dann machten sich jene acht oder neun auf, die drunten im pechschwarzen Laderaum ausgestreckt lagen und um acht zum Wachdienst eingeteilt waren, rappelten sich mühsam auf die Beine und zwängten sich in ihre klammen, salzstarrenden Hosen und Hemden, wenn sie nicht ohnehin in den Kleidern geschlafen hatten. Noch schlaftrunken griffen die Männer ihre Näpfe und drängten sich um die große vordere Luke, nahmen vom Schiffskoch Rührei, Bohnenbrei, Speck, Sardellen und altbackenes Brot in Empfang und begannen zu essen, eingezwängt in irgendeine Ecke des schwankenden Decks. Sobald sie fertig waren und ihre vierstündige Wache als Navigator, Rudergänger oder Ausguck angetreten hatten, konnte die übrige Besatzung frühstücken. Essen gab es reichlich, regelmäßig und abwechslungsreich, wie Rodrigo es nie zuvor bekommen hatte. Am Mittag trug der Schiffskoch noch einmal auf: Pökelfleisch, Käse, Sardinen und Heringe. Manchmal servierte er auch eine warme Kichererbsensuppe. Welch ein Unterschied zur kargen Kost zu Hause. Rodrigo hatte überdies Glück, dass er all die Tage nicht seekrank wurde.

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