Читать книгу Mehr Natur, weniger Chemie. So pflanzlich wie möglich, so synthetisch wie nötig онлайн

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Ganz anders verhält es sich bei einem pflanzlichen Arzneimittel. Eine Arzneipflanze enthält immer eine Vielfalt an chemisch ähnlichen, aber auch unterschiedlichen Inhaltsstoffen. Es gibt Arzneipflanzen, in denen Hunderte verschiedener Inhaltsstoffe identifiziert wurden. Gemäß Definition der modernen Phytotherapie stellt die Gesamtheit dieser Inhaltsstoffe den Wirkstoff dar. Anders ausgedrückt: Pflanzliche Arzneimittel haben nicht eine, zwei oder maximal drei definierte Substanzen als Wirkstoff, sondern alle in der Arzneipflanze vorhandenen Inhaltsstoffe sind der Wirkstoff. Es spielt dabei keine Rolle, ob einzelne oder mehrere Inhaltsstoffe dieser Arzneipflanze besonders zur Wirksamkeit beitragen oder ob man darüber noch nichts weiß. Die Gesamtheit der Inhaltstoffe ist das Orchester, das eine harmonische Musik, sprich eine therapeutische Wirksamkeit hervorruft.

Bei der Arzneipflanze Ginkgo biloba, welche die Gehirndurchblutung fördert, hat die Wissenschaft herausgefunden, welche Inhaltsstoffe besonders für die Wirksamkeit verantwortlich sind: dies sind einerseits gewisse Flavonolglykoside, andererseits Terpenlactone. Es gibt aber auch sehr häufig verwendete Arzneipflanzen wie beispielsweise den Baldrian (Valeriana officinalis) oder das Johanniskraut (Hypericum perforatum), bei denen die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe trotz unzähliger Studien – noch – nicht bekannt sind. Ich persönlich bin der (vielleicht etwas gewagten) Überzeugung, dass dies für viele Arzneipflanzen gilt und auch noch lange gelten wird.

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