Читать книгу Das Echo des Adlerschreis. Erinnerungen an ein früheres Leben онлайн

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Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie ich als Adler Farben empfunden habe. Mir kam alles jedenfalls irgendwie farbenverschoben vor. Manches, was ich heute bunt sehe, war für mich damals beißendes Grau – für andere Farbwerte von damals fehlen mir heute die Worte. Viele Farben waren für mich zudem unerheblich. Was sollte mir das Blau des Himmels sagen, wenn ich die gute Thermik auch so unter meinen Schwingen spürte? Wichtig war vielmehr die grandiose Vogelperspektive – buchstäblich, die totale Rundum-Schau und atemberaubende Scharfsichtigkeit, die mir aus großer Ferne noch die kleinste Bewegung verriet.

Was ich auch noch genau weiß, ist, dass der Fisch fest war und fast gummiartig elastisch, so wie er es nur lebend oder ganz frisch sein konnte. Woran ich eine intensive Erinnerung bewahrt habe, ist das dumpfe „Plopp“, mit dem sich die Krallen in die straff angespannte Schuppenhaut bohrten, in den Rücken des springenden Lachses, in die Flanken der voranschnellenden Forelle.

Ich kenne den Ruck, mit dem das Eigengewicht der Beute nach unten zieht und an den Klauen lastet, wenn man mit dem Fisch in den Fängen durchstartet und mächtig mit wuchtigem Flügelschlag rudern muss, um dann nach oben zu ziehen und mit dem zuckenden Klumpen in den geschlossenen Klauen, schwer durchhängend, pendelnd, nach oben wuchtet, an Höhe gewinnt und sich dann aufschwingt, die Krallen stählern geschlossen, eingekrallt, eingedolcht in die Beute, ohne Sarkasmus, ohne bittere Freude, nur mit der Zufriedenheit eines geglückten Fanges, nur aus der Notwendigkeit heraus, fressen zu müssen.

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