Читать книгу Das Echo des Adlerschreis. Erinnerungen an ein früheres Leben онлайн

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Ich erinnere mich, wie das Zucken, das krampfartige Drehen der Beute zwischen den Klauen nachlässt und du an Höhe gewinnst, und wie sich die Beute jetzt auch besser tragen lässt, und wie du dir jetzt genügend Auftrieb errudert hast und deine Klippe auf den Rockys ansteuerst.

Weißt du, wie man landet? Natürlich hast du schon Vögel landen gesehen. Aber versuch‘ doch mal, dir das Landen ganz genau vorzustellen, so als ob du das wärst, der da landet. Es will dir nicht gelingen? Nun gut, ich beschreib‘ dir, wie sich das anfühlt für einen Adler. Also, wenn du landest, dann gibst du das flache Liegen auf der Luft, die dich trägt, auf und bäumst dich auf und drehst deine Flügelflächen in einen steilen Winkel nach vorn, um zu rütteln, um abzubremsen und dabei nicht zu stürzen. Du denkst nicht nach darüber, du tust es einfach, so wie du als Mensch nicht über jeden Schritt nachdenkst, den du tust. Aber du spürst es, du spürst, wie die Luft nicht mehr unter dir wie ein weiches Kissen liegt, sondern dir von vorn wie eine Wand oder besser: ein schwerer Vorhang gegen die Flügel prallt, und deine Tragflächen tragen nicht mehr, sondern bremsen, und du spürst den Bremswiderstand in allen Spitzen deiner Schwungfedern, die in deiner Haut stecken, und in den Handschwingen spürst du es straff und in den Armschwingen schwach, und der Wind pfeift durch deine gespreizten Daumenfittiche. Der Luftstrom darf dabei nicht abreißen, also fährst du die Daumenfittiche aus wie Landeklappen. Das Schwanzgefieder fächerst du automatisch in dem leise kribbelnden Stress, und die ausgefächerten Schwanzfedern sind in dem Moment die einzige Tragfläche. Du rüttelst heftig mit den steilgestellten Flügeln, so verlierst du nicht an Höhe, und im selben Augenblick nutzt du deinen Schwung vom Landeanflug und schwingst die Beine mit der schweren Beute nach vorne durch bis auf das Felsensims, und dann rüttelst du noch einmal stark mit den Schwingen und klappst sie ein, während du auf deiner Beute herumbalancierst. Dann glättest du dein Schwanzgefieder und rückst vielleicht noch einmal die eine Handschwinge zurecht, weil die Federn am Ellbogen nicht richtig liegen, und dann stehst du da mit deiner Beute auf dem Felsensims.

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