Читать книгу Das Echo des Adlerschreis. Erinnerungen an ein früheres Leben онлайн

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Doch zunächst spürten wir davon noch nichts. Noch wirkten die Gefühlsbande unserer Eltern uns gegenüber so stark, dass sie uns nicht als Nahrungskonkurrenten empfanden.

Sie flogen mit uns zum See. Es gab keine Absprache. Sie flogen einfach hin, und wir, in unserer Ziellosigkeit, folgten ihnen, weil es bequem war, jemandem zu folgen, ohne sich Gedanken zu machen, und weil es uns egal war, wohin wir flogen. Warum also nicht zum See?

Der See sollte aber bald auch uns nicht mehr gleichgültig sein. Er lag unter uns wie ein glänzend jadegrünes Auge, und wir waren fasziniert von seinem Anblick, weil er sich an seiner Oberfläche bewegte wie ein Fisch, dessen Bild als Beutetier uns vom Schlüpfen an eingeprägt war. Er zog uns magisch an.

Als ich ihn sah, breit und verlockend, stieg ein wildes Gefühl in mir auf, und in unbändiger Lust blähte ich meine Lungen auf und schrie zum ersten Mal wie ein erwachsener Seeadler unser langgezogenes, etwas melancholisches „Hiä-ä-ä-ä!“

Das Wasser spiegelte. Was barg es? Die Eltern kümmerten sich nicht um uns. Sie zogen routiniert ihre Kreise. Mochten wir zuschauen. Schatten bewegten sich. Was war es? Wir beobachteten die Schatten. Plötzlich blitzte es in mir auf: Fisch! Fisch! Da war sie, die Forelle! Da war er, der Fisch, den ich ein Leben lang jagen würde. Über Generationen verfestigte Bilder entfalteten sich mir, ein Katalog von Wissen, ererbt von tausend Adlern, begann sich für mich zu öffnen. Ich brauchte es nicht zu lernen. Ich wusste es. Ich würde es nur zu üben brauchen, würde selbst Erfahrungen sammeln mit der Jagdtechnik, die ich theoretisch schon beherrschte. Erneut schrie ich auf in meiner Erregung: „Piä-ä-ä-ä!“ Ich, hier war mein Platz. Ich, dieser See war für mich da und ich für ihn.

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