Читать книгу Das Dorf des Willkommens онлайн

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Wie Pater Bianchi kam auch Bregantini aus dem Norden in die Locride, er stammte aus dem Nonstal in der Provinz Trentino. Um seine Beziehung zu Kalabrien zu erklären, erzählt er oft eine Anekdote, die seiner Ansicht nach die kalabrische Seele auf den Punkt bringt. Er war gerade in Rom zum Bischof ernannt worden und befand sich auf der Rückfahrt in den Süden, auf einer dieser endlos anmutenden Zugreisen, die meine Landsleute und ich so gut kennen. Ihm gegenüber saß ein älteres Ehepaar, das sich zur Mittagszeit daran machte, das Tischchen zwischen ihnen auszuklappen und es dann liebevoll zu decken, samt Tischdecke, Servietten und Plastiktellern.

»Ich hatte nichts zu essen bei mir«, erzählt Bregantini, »und ich wurde natürlich hungrig, als mir der Duft der ausgepackten Panini in die Nase stieg. Da zog die Frau kurzerhand ein weiteres Sandwich aus der Tasche und bot es mir an: ›Das ist für Euch. Wir sind Kalabresen, und die Gastfreundschaft ist uns heilig.‹«

So hat Monsignor Bregantini Kalabrien lieb gewonnen, auch wenn ihm in all den Jahren seines Lebens hier auch seine dunkelsten und deprimierendsten Seiten nicht verborgen blieben. Zeitlebens hat er entschlossen gegen die ’Ndrangheta gekämpft und ist in seinem Auftreten immer bescheiden geblieben. Ich erinnere mich noch gut, wie er sich in seiner Zeit als Bischof, ohne irgendeinen Personenschutz und mit einem gebrauchten alten Golf als Wagen, unverdrossen durch die Locride bewegte, und wie er oft an der Straße anhielt, um einen Plausch mit den Leuten zu halten oder mit den Kindern Ball zu spielen.

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