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Als damals die allerersten Flüchtlinge nach Riace kamen, die Kurden, die am 1. Juli 1998 »vom Wind gebracht« wurden, war Bregantini Bischof von Locri und erklärte sich spontan bereit, den Menschen das Haus des Pilgers in Riace zur Verfügung zu stellen. Von Anfang an war er an unserer Seite und hat uns tatkräftig unterstützt, obwohl er ein hoher kirchlicher Würdenträger war und meine Gefährten und ich von vielen Dorfbewohnern als »Extremisten« und »Umstürzler« betrachtet wurden.

»Ich bin der Bischof«, sagte er schlicht, als wir uns damals zum ersten Mal begegneten, und ein spontanes Lächeln überzog sein Gesicht, als ich erwiderte: »Und ich bin ein ehemaliges Mitglied der Democrazia Proletaria.« Bald darauf lud er mich zu sich nach Hause ein, wo sein »Gefolge« schon auf uns wartete, das nur aus seiner Mutter, einer schon sehr alten und äußerst streng wirkenden Dame, und Pater Tarcisio, einem 90-jährigen Priester, bestand. Die Mutter stand mir zunächst mit offensichtlichem Misstrauen gegenüber, auch weil ich wohl der Erste war, der die Ehre hatte, zum Mittagessen in ihr Haus eingeladen zu werden. »Was ist das denn für einer?«, fragte sie ihren Sohn skeptisch, und der Bischof erwiderte: »Das ist einer, der nicht in die Kirche kommt.« Auf ihre konsternierte Frage, warum er mich dann in sein Haus geholt hatte, erwiderte Bregantini: »Aber Mama, wir müssen diese Leute doch aufnehmen, es sind gerade die verlorenen Schafe, um die wir uns kümmern müssen.« Nach dem Essen schien die Signora jedenfalls versöhnt, denn sie schenkte mir zum Abschied einen Korb Äpfel aus dem Nonstal, mit dem Markenzeichen der Genossenschaft darauf, die der Bruder des Bischofs gegründet hatte.

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