Читать книгу Entwicklungspädiatrie in der Interdisziplinären Frühförderung. Medizinische und therapeutische Grundlagen онлайн
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Tab. 4: Mögliche Ursachen für Störungen der Entwicklung
Aber auch die materielle Umwelt hat große Bedeutung für die Kindesentwicklung. So kann eine Mangelernährung der Mutter in der Schwangerschaft die Entwicklung des heranreifenden Kindes relevant und nachhaltig negativ beeinflussen.
Tab. 5: Entwicklungsbedürfnisse des Kindes, soziale und materielle Umweltfaktoren (nach Grey, 2001)
Besonders bei den pränatalen Ursachen ist der Zeitpunkt des Einwirkens einer Schädigung bedeutsam. Während der Embryonalperiode, also bis zum Ende der 8. Schwangerschaftswoche, findet in allen Organsystemen die wesentliche strukturelle Ausgestaltung und Differenzierung statt. Dabei hat der Embryo zum Ende der Embryonalzeit eine Größe von noch nicht einmal 2cm (Scheitel-Steiß-Länge) erreicht.
Als Beispiel für eine pränatale Störung sei die Rötelninfektion (als Erstinfektion der Mutter) in der Embryonalzeit genannt. Dabei kann eine Mitinfektion des Embryos erfolgen. Eine Erstinfektion der Schwangeren mit Röteln kann in der Embryonalzeit zu einer Störung der Organentwicklung mit strukturellen Herzfehlern, Blindheit und Gehirnfehlbildung führen. Hingegen kommt es bei einer Erstinfektion der Schwangeren mit Röteln in der Fetalzeit (ab der 9. Woche) üblicherweise nicht mehr zu strukturellen Fehlbildungen. Ein anderes Beispiel für eine pränatale Störung ist die Einnahme von Alkohol durch die schwangere Mutter. Unter dem Einfluss von Alkohol in der Schwangerschaft kann es in der Embryonalzeit ebenfalls zu (bleibenden) strukturellen Organstörungen kommen sowie bei Einwirkung von Alkohol in der Fetalzeit zu bleibenden Funktionsstörungen, zum Beispiel des zentralen Nervensystems mit Verhaltensstörungen und/oder Intelligenzminderung. Die oben beschriebenen Störungen der pränatalen Kindesentwicklung können auch durch Umweltgifte, Medikamente oder Strahlenschäden verursacht werden. In der Präembryonalphase (bis zur 3. Schwangerschaftswoche) gilt das sogenannte »Alles-oder-nichts-Prinzip«, das heißt, entweder es kommt zu keiner Schädigung oder die befruchtete Eizelle stirbt ab (Michaelis & Niemann, 2017; Kliegman & St. Geme, 2019).