Читать книгу Unplugged. Mit Gitarre um die Welt онлайн

70 страница из 125

Nach einer Runde durch den Bus kam meine Mütze wieder voll zu mir zurück. Nach dem Schlusston stand ich auf, verbeugte mich und sagte dreimal laut »schukran« in alle Richtungen.

Damaskus

Beim Ausstieg am zentralen Busbahnhof bekam ich eine syrische Tausend-Pfund-Note geschenkt. Ich kannte die Währung und ihre Kaufkraft noch kaum und wusste nicht, dass die umgerechnet vierzehn Euro etwa drei bis vier Tageslöhnen eines durchschnittlichen syrischen Arbeiters entsprachen. Der junge Mann drückte mir den zusammengefalteten Schein in die Hand, nickte kurz, drehte sich um und war weg. Einfach so.

Was war hier los? Und weshalb war mir so etwas nie in Deutschland, Österreich oder Italien passiert? Dort, wo die Menschen doch eigentlich viel mehr zu geben hatten?

Je ärmer das Land, desto großzügiger die Menschen … diesen Spruch hatte ich schon ein paarmal gehört. Doch dass er sich so schnell und in diesem Ausmaß bewahrheiten würde, hatte ich nicht erwartet. War das ethisch vertretbar? Dass ich als reicher Deutscher Geld von diesen Menschen annahm? Klar, im Moment war ich arm, oder besser: Ich lebte arm. Denn von arm sein konnte keine Rede sein. Nicht mit deutscher Staatsbürgerschaft und der damit verbundenen sozialen Mindestabsicherung, nicht im Vergleich zu den hiesigen Verhältnissen und nicht vor dem Hintergrund, dass ich mir im Laufe der letzten Jahre doch den ein oder anderen Euro hatte zur Seite legen können – nicht zuletzt durch den Verkauf meines Ladens. Ich spielte arm.

Правообладателям