Читать книгу Warum die Schweiz reich geworden ist. Mythen und Fakten eines Wirtschaftswunders онлайн

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Jahrelang hatte es geheissen, das Bank­geheimnis habe den Reichtum der Schweiz begründet. Oder man führte ihn auf die Tatsache zurück, dass das Land im 20. Jahrhundert von keinem Weltkrieg verwüstet worden war, was die Schweizer, schlau und eigensüchtig, wie sie waren, mit allerlei schmutzigen Geschäften zu verhindern wussten – besonders während der Gewalt­herrschaft der Nazis in Deutschland. Die Unterstellung wurde nie belegt, doch blieb sie haften. Zu eingängig, da moralisch aufgeladen, schien diese Erzählung, die begreiflich machte, was so schwer zu begreifen war.

Neuerdings ist die Sklaverei in den Vordergrund gerückt. Historiker, aber auch Politiker gehen davon aus, dass die Schweiz – obschon ohne Kolonien – eben doch aus dem Kolonialismus und dessen grauenhaftester Institution, der Sklaverei, Nutzen gezogen hat. Wenn auch selten der gan­ze Wohlstand des Landes damit erklärt wird, so doch ein wesentlicher Teil davon, zumal die gleichen Leute den Kapitalismus des Westens insgesamt mit diesem Unrecht in Zusammenhang bringen. Wohl erscheint diese These so plausibel, weil sie vom schlechten Gewissen lebt, das die Europäer und Nordamerikaner gelegentlich befällt, wenn sie sich die bedrückenden Verhältnisse in der Dritten Welt vor Augen halten: Warum sind wir so reich – und diese ist so arm?

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