Читать книгу Warum die Schweiz reich geworden ist. Mythen und Fakten eines Wirtschaftswunders онлайн

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Anarchie, Ohnmacht, Streitsucht: All dies hat der damaligen Schweiz wohl nicht sonderlich gut getan, aber sie auch nicht allzu stark behindert. Ich möchte in diesem Buch die «Karriere eines Landes» schildern. Dabei erzähle ich die Geschichten von Unternehmern, die reüssierten oder scheiterten, ich folge Kaufleuten auf ihren verschlungenen Wegen auf den Welt­­märkten oder ihrem Höllenritt in den Abgrund, ich berichte von Werkspionen aus bester Familie, die in Italien Geschäftsgeheimnisse stahlen, und sich trotzdem für gute Protestanten hielten, last, but not least beschreibe ich einen Triumph: Seit der Reformation kamen Tausende von Flüchtlingen und Einwanderern in der Schweiz an. Zuerst freundlich emp­­fangen, dann abgelehnt, oft schikaniert, verzweifelten die einen, während die anderen sich doch durchsetzten und ganze Industrien ins Leben riefen, die sonst wohl nie in der Schweiz entstanden wären. Wenn sie starben, wurden sie als Bürger in ihrer neuen Heimat begraben, angesehen und betrauert. In dieser Hinsicht war das Land eine Krisengewinnlerin, aber eine, die sich dafür nicht zu rechtfertigen hatte. Inmitten von Kriegen und Verfolgungen seit gut fünfhundert Jahren blieb vielleicht kein anderes Land in Europa trotzdem vernünftig und friedlich. Man zahlte dafür allerdings einen Preis: den Preis einer unheroischen Existenz – und erhielt dafür ein gutes Leben. Die meisten Einwohner der Schweiz zogen das Letztere wahrscheinlich vor.

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