Читать книгу Warum die Schweiz reich geworden ist. Mythen und Fakten eines Wirtschaftswunders онлайн

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Den meisten dieser Theorien ist eines gemeinsam: Sie unterschätzen das Land. Zum einen, was die ungeheure Wirtschaftskraft der Schweiz anbelangt, zum andern verkennen sie, wie lange schon die Schweiz darüber verfügt. Ein Bankgeheimnis allein genügt nicht, um eine der leistungsfähigsten Exportindustrien der Welt hervorzurufen – die hier war, bevor man überhaupt von Schweizer Banken gesprochen hatte. Der Reich­tum der Schweiz war schon in ausserordentliche Höhen gestiegen – Jahre vor dem Ersten Weltkrieg, als Europa in eine dreissigjährige Periode der Selbstzerstörung abglitt. Und die Sklaven in Amerika lieferten Rohstoffe nach Europa, zu einem Zeitpunkt, da die Schweiz längst industrialisiert war. Die Sklaven­arbeit stellte nicht die blutige Voraussetzung ihres Auf­stiegs dar.

Tatsächlich beginnt die Geschichte der reichen Schweiz viel früher, als den meisten heute bewusst ist, und die Ursachen ihres erstaunlichen Auf­stiegs sind andere als jene, von denen man gemeinhin so hört. Bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts wiesen einzelne Gegenden der Schweiz einen so hohen wirtschaftlichen Entwicklungsstand auf, wie ihn in Europa nur wenige andere Regionen erreichten. Es gab hier zahllose Produktionsstätten und Handelshäuser, und schweizerischen Unterneh­mern und Kaufleuten begegnete man auf den wichtigen Markt­plät­zen des Kontinents, es wurden Rohstoffe aus aller Welt eingeführt, verarbeitet, veredelt und in rauen Mengen nach Europa und Übersee verkauft. Export war König. Wenn es ein Land gab, das zu den frühen Pionieren des Kapi­ta­lismus und der Globalisierung zählte, dann die Schweiz, der Aussenseiter und Sonderling unter den Nationen.

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