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An Weiterfahrt war nicht zu denken. Er setzte sich am Pistenrand neben seinen Camper und wartete auf Rettung. Vor zwei Tagen war er in Man aufgebrochen und, mit fiebrigem Kopf, an diesem Tag bereits fünf oder sechs Stunden gefahren. Er war keinem einzigen Fahrzeug begegnet. Es konnte Stunden, vielleicht ein, zwei Tage dauern, bis jemand auf dieser Piste vorbeifuhr. Er wusste nicht genau, wo er sich befand. Vielleicht hundert, zweihundert Kilometer von Abidjan entfernt? Die Küste hatte er noch nicht erreicht, aber weit konnte es nicht mehr sein bis zur Lagune von Grand-Lahou. Dort hatte er eine Woche zuvor für ein paar Tage Halt gemacht. Schon damals hatte er sich fiebrig und krank gefühlt. Malariakrank, hatte er gedacht, fern der Heimat, wie Doktor Livingstone vor hundert Jahren. In seinem fiebrigen Zustand hatte er eigenartigen Gefallen am Vergleich mit dem legendären Arzt und Afrikaforscher gefunden.

Die Hitze war kaum auszuhalten. Er netzte einen Waschlappen und legte ihn auf seine Stirn. Er nippte an der Feldflasche und befeuchtete sich die Lippen. Sobald er einen grösseren Schluck nahm, kam ihm buchstäblich die Galle hoch. Auf der Fahrt durch den Urwald hatte er zwei-, dreimal anhalten und sich in die Büsche schlagen müssen. Jetzt wird’s brenzlig, dachte er, wenn es so weitergeht, droht Dehydrierung. Er fürchtete, bald ins Delirium zu fallen. David Livingstone starb in den Sümpfen Sambias am Fieber, im Alter von sechzig Jahren. Musste er, Lukas Zangger, Tropenarzt in spe und nicht einmal dreissigjährig, jetzt am Rand einer Urwaldpiste elendiglich zugrunde gehen? Würde es ihr leidtun, die Nachricht von seinem einsamen Tod in Westafrika zu hören?

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