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«Jeu sun buc tiu bab, ti bastard!», hatte der alte Caduff dem Jungen ins Gesicht geschrien, Schnapsschwaden in seinem Atem. Damals, unter der Stalltür, in jenem verfluchten Bergkaff. Es waren seine letzten Worte gewesen. Ihr letzter fürchterlicher Streit: Gion-Gieri draussen vor dem Stall, den Zappun in der Hand. Der Alte, im Zorn die Mistgabel erhoben, wie schon viele Male. Doch dieses Mal hatte sich der Junge nicht verdreschen lassen. Die Erinnerung daran, wie der Streit geendet hatte, war in seinem Kopf gelöscht. Einfach weg. Oder gar nie vorhanden gewesen. Er wusste bloss noch, dass der Amtsarzt aus Ilanz gekommen war. Dieser hatte den Alten, der tot in seiner blutdurchtränkten Stallhose neben dem Misthaufen lag, untersucht. Lange hatte er den Jungen angesehen. Dann hatte er den Schluss gezogen, der Alte, ein notorischer Grobian, sei von seinem Muni, der losgebunden im Stall stand, auf die Hörner genommen worden und an seiner Leistenverletzung verblutet. Gion-Gieri hatte nichts dazu zu sagen gewusst. Traurig war er nicht gewesen – keiner in der ganzen Talschaft war traurig gewesen –, aber er hatte wieder zu stottern begonnen. Das hatte ihn genervt, denn er hatte geglaubt, das Übel überwunden zu haben, das ihn als Kind geplagt hatte. Das Geständnis, das der Alte herausgeschrien hatte wie einen Fluch, hatte er für sich behalten. Doch seither wusste er, dass er in Wahrheit gar kein Caduff war. Sein doppelter Taufname passte ihm auch nicht mehr, im Unterland nannte er sich Gion, wenn er nicht als Phil auftrat. Und meistens war ihm nach Phil zumute. Immerhin, die Augenfarbe in seinem Pass stimmte – wenigstens zur Hälfte: braun stand da, sein linkes Auge aber war grün –, die Körpergrösse ebenfalls: einseinundneunzig. Auch das Geburtsdatum, aber jenes auf der Legi der Klosterschule, die er immer noch auf sich trug, war getürkt. Er hatte eine fremde American Express Card dabei und fast alles, was er sagte, war gelogen.

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