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Sie trafen bei einem Kraal ein. Félix liess Lukas stehen und rief nach dem Medizinmann. Erst als er dazu aufgefordert wurde, betrat er den Kraal und erwies dem Guérisseur seine Reverenz. Félix sagte ein paar Sätze auf Dioula und überliess Lukas dann dem Heiler. Lukas hörte die beschwörenden Worte, die der Medizinmann sagte, verstand sie aber nicht. Er roch den Dung und den Rauch in der Hütte und nahm, nur halb bei Bewusstsein, wahr, wie der Heiler zu murmeln und über einem Kessel, der auf einem eisernen Dreifuss über dem Feuer stand, zu hantieren und zu rühren begann. Irgendwann senkte der Heiler eine blecherne Henkeltasse in den Kessel, schöpfte von der Flüssigkeit und reichte Lukas den Trunk. Er roch abstossend, und doch empfand Lukas den unbändigen Wunsch, davon zu trinken. Er nippte an der Tasse. Der Trunk schmeckte wie bittere Medizin, widerlich und wohltuend zugleich. Zu seiner Überraschung spürte er keinen Brechreiz. Er nahm einen ganzen Schluck. Nichts geschah. Dann leerte er, begleitet von einer auffordernden Gebärde des Medizinmanns, die Henkeltasse. Der Medizinmann, der bisher eine ernste Miene gezeigt hatte, nickte zufrieden. Er hiess ihn zwei weitere Tassen trinken, dann hängte er ihm ein Amulett um. Er zeigte auf eine Decke, die ausgebreitet auf dem Fussboden der Hütte lag, und bedeutete Lukas, sich hinzulegen. Lukas legte sich hin und fiel in einen tiefen Schlaf. Einige Male wachte er halbwegs auf, jemand wischte den Schweiss von seiner fiebrigen Stirn, und er bekam jedes Mal eine Tasse des Heiltrunks vorgesetzt, die er, im Dämmerschlaf, leerte. Am nächsten Tag erhielt er etwas zu essen, was nach gekochten Bananen schmeckte. Am dritten Tag fühlte er sich mit einem Mal wieder gesund. Er stand auf, Félix erwartete ihn schon draussen vor dem Kraal. Als Entgelt für die wundersame Heilung überliess Lukas dem Guérisseur sein Schweizer Armeesackmesser mit acht Klingen und das nicht eben saubere, khakifarbene Hemd mit Brusttaschen, das er über seinem T-Shirt trug. Dem Heiler schien das ein angemessener Lohn zu sein, jedenfalls strahlte er übers ganze Gesicht, entblösste die lückenhaften Zahnreihen und deutete eine Verbeugung an, die Lukas seinerseits mit einer Verbeugung, einer tieferen, erwiderte. Der Heiler nahm das Amulett von Lukas’ Hals, füllte den eingekochten Rest des Heiltrunks in ein grünes, gläsernes Flakon, schraubte einen Deckel drauf und steckte ihm das Flakon zu. Félix erklärte ihm, die Worte des Guérisseurs übersetzend, dass er das Konzentrat mit Wasser aufkochen und zu sich nehmen müsse, sollte unterwegs das Fieber wieder auftreten.

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