Читать книгу Gesammelte Aufsätze zur romanischen Philologie – Studienausgabe. Herausgegeben und ergänzt um Aufsätze, Primärbibliographie und Nachwort von Matthias Bormuth und Martin Vialon онлайн

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Dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgehen, daß dieser Bericht, obwohl für das 7. Jahrhundert recht gut geschrieben, doch inhaltlich nicht sehr deutlich und einsichtig ist. Wollte ChilderichChilderich II. den Bischof in jener Nacht vor Ostern ermorden lassen oder nicht? Der Mann, der Leodegar davor warnt, wird als böswillig dargestellt – andererseits wird später, nach der Flucht des Bischofs, gesagt, daß der König von Reue ergriffen wird, quod talia in sanctum virum cogitaret. Ferner: wenn der König bereut und deshalb den Bischof zur Rückkehr bewegen will, warum gibt er dem Boten, den er ihm nachsendet, eine große Anzahl Bewaffneter mit (cum exercitu copioso)? Wir wissen aus anderen Berichten, die freilich auch nicht ganz deutlich und ganz zuverlässig sind, daß es in jener Nacht vor dem Ostersonntag anders zugegangen ist. Die politischen Zusammenhänge hat schon Ursinus verwischt, um ein möglichst einfaches und exemplarisches Heiligenleben zu gewinnen. Aber diese Einfachheit ist künstlich und darum unwahrscheinlich. Es ist unwahrscheinlich, daß Childerich seine Mordpläne bereut hat und daß LeodegarLeodegarlied freiwillig nach Luxeuil gegangen ist. Was sich wirklich in jenen Tagen abgespielt hat, ist schwer zu ermitteln und gehört auch nicht hierher. Es genügt uns festzustellen, daß schon Ursinus keine innerlich zusammenhängende und schlüssige Darstellung gegebenhat.

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