Читать книгу Gesammelte Aufsätze zur romanischen Philologie – Studienausgabe. Herausgegeben und ergänzt um Aufsätze, Primärbibliographie und Nachwort von Matthias Bormuth und Martin Vialon онлайн

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Die Biographie, die Thomas von AquinThomas v. Aquin hier erzählt, beginnt mit einer Beschreibung der Lage von AssisiFranz v. Assisi. «Von jenem Hange», fährt Thomas dann fort, «ward der Welt eine Sonne geboren, leuchtend wie diese, wenn sie aufgeht; darum sollte, wer von jenem Ort spricht, nicht Ascesi sagen, sondern Oriente.» Dies Wortspiel kann nur dazu dienen, den Vergleich der Geburt des Franciscus mit der aufgehenden Sonne zu betonen; sol oriens aber, oriens ex alto ist nach einer im Mittelalter weit verbreiteten Vorstellung Christus selbst (nach LucasLukas (Evangelist) 1, 78 und einigen lichtsymbolischen Stellen bei JohannesJohannes (Evangelist));2 dies Symbol beruht auf Mythen, die, weit älter als das Christentum, in den Mittelmeerländern feste Wurzeln haben – zumal in Verbindung mit der mystischen Hochzeit. Für DanteDante verschmolzen in der Vorstellung des Sonnenkindes als Weltheiland, dem die mystische Hochzeit bestimmt ist, die Geburt des Herrn, die Hochzeit des Lammes und die Vision der vierten Ekloge VergilsVergil, die für ihn und seine Zeitgenossen eine Christusprophetie war. Kein Zweifel also, daß er durch den Vergleich mit der aufgehenden Sonne, auf den die mystische Hochzeit als erste Bestätigung der sonnengleichen Kraft des Heiligen unmittelbar folgt, das Motiv der Konformität oder Nachfolge Christi hat anklingen lassen und herausarbeiten wollen. Der Vergleich mit der aufgehenden Sonne ist eine überaus feierliche Einleitung, mit der das Herbe, Häßliche und Abstoßende der Hochzeit in wirksamem Gegensatz steht. Der Gegensatz ist schon länger vorbereitet, und ich glaube nicht, daß das Zufall ist. Das Motiv der mystischen Hochzeit ist nämlich kurz vorher schon zweimal angeschlagen worden, das eine Mal auf sehr liebliche, das zweite Mal auf erhaben-feierliche Art, beide Male mit allem Zauberglanz der Schönheit, dessen DanteDante fähig ist. Das erste Mal erscheint es als Bild, in dem Vergleich des Reigens der seligen Geister mit dem Glockenwerk, das zur Matutin ruft, am Ende des 10. Gesanges:

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