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Für Oberösterreich ist Franz Stelzhamer der bedeutendste Mundartdichter des 19. Jahrhunderts und Schöpfer der Landeshymne. Übersehen wird, dass er viele Jahre seines Lebens – vor allem seine Studienzeit und die letzten 18 Jahre seines Lebens – in Salzburg verbringt, in Henndorf stirbt und dort begraben liegt. Seine zärtliche Schilderung der Innviertler Heimat und seine behutsame Annäherung an die kleinen Dinge des Lebens dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er in seinem familiären Dasein rücksichtslos und in seinen politischen Anschauungen als grausamer Antisemit auftritt.

Stelzhamer wird am 29. November 1802 im Weiler Großpiesenham im Innviertel als Sohn der Kleinhäuslerfamilie Johann und Maria Stelzhamer geboren. Dem Wunsch seiner Eltern gemäß soll er Priester werden und wird deshalb an das Gymnasium zu St. Peter (heute: Akademisches Gymnasium) nach Salzburg geschickt. Bereits seine zwei älteren Brüder studieren dort ohne entsprechenden Erfolg. Franz aber erweist sich rasch als Primus der Klasse und darf als „Informator“ seinen Mitschülern Nachhilfe erteilen, was als Auszeichnung gewertet wird. Als sein Bruder Peter wegen „Teufelsbündelei“ im Peterskeller der Schule verwiesen wird, kommt es jedoch zu einem raschen Leistungsabfall. Dazu dürfte auch seine Liebe zu der Kaufmannstochter Antonie Nicoladoni beigetragen haben, die er in seinem in Hochdeutsch verfassten Gedichtzyklus „Liebesgürtel“ verherrlicht. Er betätigt sich auch als Mitbegründer der „Rhetoriker“, einer Vereinigung dichtender Gymnasiasten, die später von der Polizei verboten wird. Nach der letzten Gymnasialklasse verlässt er Salzburg und beginnt in Graz, wo sein Bruder Peter inzwischen lebt, das Studium der Rechtswissenschaften, das er dann in Wien fortsetzt.