Читать книгу Erinnerungswürdig. Prägende Persönlichkeiten der Salzburger Geschichte онлайн

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In München schreibt er das „Bunte Buch“ (1852), das neben anderen sehr reaktionären Texten auch den Essay „Jude“ enthält. Einem fiktiven Erzähler unterschiebt er darin seine politische Zielvorstellung von der Vernichtung der Juden:

„In alle Welt zerstreut, schlingt er [Anm. d. Verf.: der Jude] sich, ein Riesenbandwurm, um die Ernährungsorgane eines jeden kultivierten Staatskörpers […] Die Völker ringen um Vorrang und Macht, die Völker wetteifern in Kunst und Wissenschaft, in Entdeckung und Erfahrung, die Völker opfern Gut und Blut für Fürst und Vaterland; der Jude sieht zu, zufrieden, dass er heute oder morgen, da oder dort seinen Bandwurmrüssel, gleichviel, an die offene Wunde, oder an die Errungenschaft anlegen kann und – saugen“ (zit. nach Laher).

Er kritisiert das angebliche jüdische Schmarotzertum und bedient sich einer hetzerischen Propaganda, wie sie später von den Nationalsozialisten betrieben wird. Das Buch widmet er dem bayerischen Ministerpräsidenten Ludwig von der Pfordten. Für den oberösterreichischen Autor Ludwig Laher ist dies das wüsteste antisemitische Pamphlet aus der Feder eines Schriftstellers des 19. Jahrhunderts. Stelzhamer schwelgt nicht etwa in den Vorurteilen seiner Zeit, sondern er ist ein geistiger Vorläufer des Antisemitismus. Dadurch wird das durchaus beachtenswerte Talent, das großartige Gedichte in der Innviertler Mundart geschrieben und seine Heimat mit poetischen Bildern verherrlicht hat, in seiner literarhistorischen Bedeutung empfindlich geschmälert. Stelzhamers Text ist allerdings kein singulärer Ausdruck des im Christentum jahrhundertelang tief verankerten Judenhasses. Denn zwei Jahre zuvor veröffentlicht der Komponist Richard Wagner unter Pseudonym sein Pamphlet „Das Judenthum in der Musik“ (1850).

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