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Der Erbherr senkte den schon zum tödtlichen Schuß gehobenen Arm, seiner Hand entsank die Waffe; von Grauen überrieselt, blickte er auf die Erscheinung hin, hinter welcher zwei Diener in reich betreßter Livree jeder in der Hand einen kerzenvollen Armleuchter hielten.


2. Die alte Reichsgräfin.

Mit festen Schritten trat die Greisin aus der verborgenen Thüröffnung in das Gemach ihres Enkels, das Bild rollte wieder langsam an seine Stelle, trennte die Herrin von ihren Dienern und schloß deren Zeugenschaft bei der bevorstehenden Unterredung aus. Das Bild stellte den Grafen Anton I, einen von des Hauses Ahnherren dar, in der kleidsamen, stattlichen Tracht der Kämpfer des dreißigjährigen Krieges.

Die Hand der alten Reichsgräfin erfaßte schützend die Rechte ihres Lieblings, und den durchbohrenden Blick ihrer blitzenden Augen fest auf den Erbherrn richtend, sprach sie zu diesem mit ihrer tiefen Stimme und mit Eiseskälte: Wer bist du, Mensch, daß du es wagst, mit Bastarden um dich zu werfen und mit Pistolen meinem unschuldigen Enkel zu drohen? Kennst du diesen, unsers Hauses edlen Ahnherrn, deinen Urgroßvater? Auch er war ein Bastard, wenn dir dieses Wort so wohl gefällt, und sein Blut rinnt in deinen Adern, wie in denen meines Ludwig. Wer bin ich, und wer bist du? Ich bin die Erbtochter eines Hauses, das seinen Ursprung weit hinaus in der Zeiten Frühe leitet, das den Ländern Dänemark, Schweden und Norwegen seine Könige, Schleswig, Holstein und Oldenburg seine Herzoge gab und dem Czaarenreiche Rußland seine Kaiser! Meine Großmutter brachte unserm Hause eine Herzogskrone mit, meine Mutter eine Landgrafenkrone. Ich bin ein Abkömmling von Helden, welche die Geschichte mit dem Sternenmantel der Unsterblichkeit bekleidet hat; ich stamme väterlicher Seits von den Herzogen von Aquitanien; Philipp von Poitou ist mein Ahnherr! Meine Vorfahren erwarben Ansprüche auf den Thron von Neapel und meine nächsten Verwandten sind Prinzen von Tarent. Von urgroßmütterlicher Seite sind die heilige Elisabeth und alle die hohen Ahnen der Sachsenfürsten aus thüringischem Stamme und der Kurfürsten und Landgrafen zu Hessen auch die meinen. Und ich, ich war die verblendete Thörin, die all’ diesen Glanz und Hoheit hingab an einen Mann, der meiner nicht werth war, an einen simpeln Freiherrn, einen – Jäger aus Kurpfalz, der durch mich erst vom Kaiser Carl dem Sechsten zum deutschen Reichsgrafen erhoben wurde, sonst würde ich ihm meine Hand sicher nicht gereicht haben. Dafür habe ich des Teufels Dank in vollem Maaße geerntet, und ernte ihn bis zu dieser Stunde; Thörin ich, die ich glauben konnte, indem ich dich zu gütlichem Vergleiche hierher berief, es schlage in deiner Brust ein versöhnliches und dankbares Herz, das nur irregeleitet sei durch deine falschen, rabulistischen Rathgeber! Nein, du hast ein böses, verstocktes Herz, Wilhelm Gustav Friedrich! Erst reizest du den harmlosen Jüngling, der deiner Habgier ein Dorn im Auge ist, weil du glaubst, ich werde ihm etwas zuwenden – durch giftige Stachelreden, und dann willst du ihn, den Wehrlosen, ermorden! Wohlan, morde ihn, morde auch mich, deine Großmutter, und schaue dann vom Vareler Rabenstein herunter, wie dein Geschlecht sich in das reiche Erbe der Grafen von Aldenburg und der Herzoge von la Tremouille theilt!

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