Читать книгу 1000/24: Christoph Strasser und die Jagd nach dem perfekten Tag онлайн
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Die offenen Krankenhausrechnungen – selbst um die Einreisegenehmigung in die USA musste er bangen deswegen – stotterte er brav ab. Er lebte auf Sparflamme, trotz seines Status als einer der Besten, den er längst innehatte. Immer im vollen Vertrauen darauf, dass das, was er am leidenschaftlichsten tat, schließlich auch Früchte tragen würde. Sollte er zurück an die Universität, oder gleich als Vertreter Fahrräder verkaufen, um hartes Geld zu verdienen? Keine ernsthaften Fragen für ihn.
Damals sagte man ihm nach, er könne nicht zu Ende fahren, er sei und bleibe das ewige Talent. Er habe einfach nicht die Härte, nicht den Kopf. »99 Prozent Kopf, 1 Prozent Körper« – einer dieser Heldenmythen seines Sports. Er hält das für ausgemachten Schwachsinn, hatte immer Vertrauen in sein Team, die Vorbereitung, und auch in seine Fähigkeit, aus Krisen mental stärker hervorzugehen.
Auch wenn ihm die Pandemie und ihre Begleiterscheinungen Kopfzerbrechen bereiten wie lange nicht, kann er gerade in solchen Zeiten auf den Schatz aus schwierigen Erfahrungen bauen. Wie damals nach 2009, als er sich das Race Across America, seinen Lebenstraum, längst nicht mehr leisten konnte und wenig Aussicht darauf bestand, es sich jemals wieder leisten zu können. Monatelang standen die Räder in der Ecke, ehe er, zwei Jahre nachdem man ihn in Pratt, Kansas, mit einem Lungenödem aus dem Rennen nehmen musste, das legendäre RAAM dann doch völlig unerwartet gewann – im zweiten Anlauf und mit Riesenvorsprung.