Читать книгу 1000/24: Christoph Strasser und die Jagd nach dem perfekten Tag онлайн
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Am Ende des Tages, das hat Christoph Strasser längst begriffen, ist die neue Herausforderung und nicht die bestandene Prüfung die größte Belohnung. Dieses Rennen, das er da gerade bestreitet, die zwölfte Ausgabe des RAA im August 2020, die er mit neuem Streckenrekord von knapp unter dreieinhalb Tagen gewinnt, wird bald nur mehr eine weitere Anekdote sein, eine schöne Erinnerung zwar, aber doch nur eine von vielen, beinahe unzähligen aneinandergereihten, deren Ausläufer schon verblassen. Was die Vermarktung angeht, strahlt die letzte Heldentat immer am hellsten, und eigentlich ist sie die einzige, die zählt. Christoph ist lange genug im Geschäft, um das nicht persönlich zu nehmen, und speist seine Selbstwahrnehmung wohlweislich nicht aus dem Strohfeuer der medialen Aufmerksamkeit. Mit Wertschätzung für das Erreichte blickt er zurück, verspürt eine tiefe Zufriedenheit, und doch: Der Blick nach vorne ist auch ihm wichtiger als der nach hinten.
1000/24. Eintausend Kilometer Einzelzeitfahren und das in 24 Stunden, besser noch ein paar Minuten weniger, keinesfalls mehr. Das wäre keine stetige Verbesserung, wie man sie von ihm kennt und erwartet. Nein, das ist geradezu eine Mauer, unbarmherzig, unüberwindlich, jedenfalls würde man das denken, wäre man nicht er. Selbst ein Laie, selbst jemand, der noch nie auf einem Rennrad gesessen ist, versteht die Tragweite von 1.000 Kilometern aus eigener Kraft innerhalb eines Tages. Von Wien an die Ostsee könnte man kommen, oder von Paris nach Barcelona. Oder man fährt im Kreis, auf einer Autorennstrecke in Colorado, im Herbst, damit einen die Tornadosaison nicht streift, auf knapp 1.700 Metern Seehöhe, wegen des geringen Luftwiderstands. Gedanken, die dem Ahnungslosen Respekt einflößen, den Wissenden milde lächeln lassen. Menschliches Neuland.