Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

45 страница из 85

Und der Schnee fiel immer weiter, mal peitschte er mir schmerzhaft in die Augen, mal häufte er sich auf den Lenkerstulpen und dem Gepäckträger, mal bedeckte er die ganze weite Welt. Und er würde noch ein Weilchen bleiben. Um mich zu vergewissern, dass es der März war, in dem Finnland unter der tiefsten Schneedecke lag, brauchte ich mich nur einen Schritt von der Straße zu entfernen und schon stand ich hüfthoch in den weißen Massen. Ich war somit ein Gefangener der Straße, gezwungen, sämtliche sattelfremden Bedürfnisse an einsamen Bushaltestellen zu verrichten, die alle paar Kilometer die Straße säumten. Wärme wurde schmerzhaft in die Füße gestampft, Supermarkt-Burger vom Handschuh in den Mund gefummelt, verfärbte Löcher dampfend zurückgelassen.

Zwei oder drei Mal am Tag kündigte sich unter entsetzlichem Getöse das Nahen einer »Arctic Machine« an – ein infernalischer, unerbittlicher Schneepflug, mit eben diesem Schriftzug auf der angsteinflößenden Schaufel. Ich lernte auf die harte Tour, dass dies das Signal war, das Rad in die Schneewehen am Straßenrand zu schmeißen und mich hinter die Gepäckträger zu ducken, das Gesicht gen Wald gerichtet und die Arme schützend um den Kopf gelegt. Sobald das grelle Dröhnen seinen Höhepunkt erreichte, brach eine Bugwelle aus Schnee und verdichteten Eisbrocken über mich herein, gefolgt von dem grobkörnigen Tornado, den hier oben jedes größere Fahrzeug hinter sich herzog. Ehrlich gesagt, genoss ich diese schmerzhaften und furchterregenden Kanonaden sogar, einfach weil sie mir etwas anderes zu tun gaben, als sehr langsam in einen Schneesturm zu fahren oder mir an einer Bushaltestelle auf die Handschuhe zu pinkeln.

Правообладателям