Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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Mein Vorankommen wurde laufend von Erinnerungen an die vielgestaltige Schlechtheit meiner Idee unterbrochen. Da waren diverse höhnische Memento angenehmerer Jahreszeiten, sei es ein umgedrehtes Kajak am Ufer eines zugefrorenen Sees oder eine Wiese voller im Schnee versunkener Wohnwagen. Ein Skilangläufer, der mühelos an mir vorbeizog. Eine alte Dame, die ihre wöchentlichen Einkäufe auf einem Schlitten heimwärts schleppte. Mein Eintreffen, nachdem ich schon tagelang südwärts geackert war, am immer noch nördlichsten Touristenziel der gesamten Europäischen Union, dem hervorragend erschlossenen Skiresort Saariselkä (wo ich natürlich im Santa’s Hotel abstieg und selbstverständlich – schaut jetzt nicht hin, Kinder – eine Rentierpizza aß). Am Abend danach rief ich zu Hause an und erfuhr von meinem Sohn, dass ich mich noch immer sieben Breitengrade nördlich von Anchorage in Alaska befand.

Jeder Morgen bedeutete den Beginn einer neuen Expedition, hinein in die unbewohnte Leere mit nichts als blinder Zuversicht und drei Schüsseln Pensions-Porridge, um mir Kraft bis zum nächsten Etappenziel zu geben. Mehr als ein Mal schleppte ich mich röchelnd in die erste und einzige Ansiedlung, auf die ich an diesem Tag stoßen würde, nur um den einzigen Laden oder das einzige Café geschlossen vorzufinden. Bei einer dieser Gelegenheiten, als ich im Örtchen Tanhua meine verzweifelte Visage gegen eine verschlossene Glastür presste, entdeckte ich im Inneren ein winziges altes Weib, das Regale einräumte. Vom Hunger in einen Zustand jenseits jeglichen Anstands getrieben, gelang es mir mit ungebührlichem Geschrei und Gehämmer ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Nur um sie durch meine anschließende Pantomime, eine primitive Karikatur gieriger Nahrungsaufnahme, gleich wieder einzubüßen. Ihre Augen weiteten sich, sie schüttelte langsam den Kopf und zog sich zu meinem Entsetzen ängstlich in einen dunklen Gang zurück.

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