Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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Die Eingeborenen, die mir in diesen schwierigen Tagen begegneten, machten sich sämtliche nationalen Stereotypen zu eigen, sprich: alle beide. Es ist ein Land, dessen selbstreferentieller komödiantischer Wortschatz sich ganz dem schwermütigen Alkoholismus verschrieben hat. Ein ganzes Witzgenre ist den haarsträubenden Abenteuern zweier Männer gewidmet, die mit einer Kiste Wodka in einer einsamen Hütte festsitzen. Einer meiner Favoriten ist der, in dem Kimi den Geräteschuppen durchwühlt, nachdem die letzte Flasche geleert worden ist, und mit einem Kanister Frostschutzmittel zurückkommt.

»Wir könnten das hier trinken«, teilt er seinem Freund mit, »aber wir würden wahrscheinlich erblinden.«

Mika sieht sich bedächtig in der Hütte um und schaut aus dem Fenster, dann sagt er: »Ich glaube, wir haben genug gesehen.«

Jeder Dorfladen, den ich betrat, beherbergte einen unrasierten, nach Alkohol riechenden Mika vom Schlage des Burschen, der mir Rentier-Eintopf kredenzt hatte, der verstohlen durch den Gang mit Apfelwein schlich (alles über fünf Prozent erforderte den Besuch in einem dieser Triumphe des Wohlfühl-Brandings, dem staatlichen »Alko«-Laden). So war auch jener Schneemobilfahrer im Wollpullover just in einen Nahkampf mit einem Drei-Liter-Kanister Wein verwickelt, als er mich über Lapplands »trockene Kälte« aufklärte. (Als ebenso vielsagendes wie beschämendes Zeugnis meines geschmälerten Zustands dauerte es eine Woche, ehe ich mich der Halbliterflasche norwegischen Wodkas aus dem Duty-free-Shop erinnerte, die in den Tiefen meiner Gepäcktaschen vergraben lag. Und eine weitere Woche, bis ich den Dirty Rudolf perfektioniert hatte: zwei Teile Wodka, ein Teil High5-Energydrink mit Citrus-Geschmack.)

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