Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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Der Winter kämpfte pflichtgemäß bis zum letzten Mann, und obwohl ich immer weiter Richtung Süden kroch, hielt die kleine rote Quecksilbersäule standhaft die Stellung in den entsetzlichen Tiefen des Thermometers. Gegen Mitte des Vormittags waren meine Füße einer widernatürlichen Marter ausgesetzt, die deren Sohlen wie mit einem glühend heißen Eispickel versengte. Der Preis für einen einzigen Nachmittag, an dem ich mich zum Tauen in der gleißenden, arktischen Sonne nur ein wenig entblößte, war ein verbranntes, von Blasen übersätes Gesicht – im Hauruckverfahren hatte ich mich in ein perfektes Ebenbild des entstellten Ralph Fiennes verwandelt, eine Art englischer Patient des Nordens. Es würde Wochen dauern, bis ich Gras, Asphalt oder Wasser zu sehen bekäme, das nicht aus dem Hahn kam.

Am Morgen nach meinem Flirt mit dem Kältetod sanken die Temperaturen auf erfrischende minus 22 Grad Celsius. Es war so kalt, dass ein eisiger Dunstschleier in der Luft lag und jeder Atemzug meine Kehle wie die Faust eines Todessers traf. »Aber unsere Kälte hier ist eine Art trockene Kälte«, klärte mich einer der Schneemobil fahrenden Burschen im Wollpulli auf, vor deren Wochenendhütte ich beinahe gestorben wäre.

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