Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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Dann ist da noch jene todesbegrüßende Bewusstseinstrübung namens Hypothermie. Als Reaktion auf intensive, aber an sich noch nicht letale Kälte gerät das Gehirn ebenso rasch wie extrem in eine Art Rauschzustand und beginnt, anderen leichtgläubigen Körperteilen lustige Streiche zu spielen.

Die Hände, eben noch durchgefroren, fühlen sich plötzlich herrlich warm an. Die Augen beschließen, dass die Karte verkehrtherum mehr Sinn ergibt, und die Ohren teilen einem mit, dass hinter der nächsten Anhöhe soeben ein Rettungshubschrauber gelandet ist. Ehe man sich versieht, tragen einen die Beine von den ausgetretenen Pfaden herunter und schnurstracks hinein in den dichten, verschneiten Wald, wo sie auch ohne die lästigen Stiefel prima zurechtkommen.

Um dieses heimtückische Gebrechen abzuwehren, musste man, so hatte ich gelernt, zunächst einmal den inneren Feind bezwingen: Schweiß. Wenn sich die Ausdünstungen unter mehreren Schichten Textil sammeln und nicht (würg) abtransportiert werden, können sie bei sehr kalter Witterung anfrieren. Dies geht zu Lasten der ungemein wichtigen Körperkerntemperatur, und wenn das passiert, steht man bereits mit einem nackten Fuß im Grab. Seit dem Zwischenfall mit den gefrorenen Anorak-Ärmeln war ich in ständiger Alarmbereitschaft im Hinblick auf Schweiß und seine Ursachen, ein paranoider Zustand, der bereits früh am Morgen einsetzte, noch bevor ich mich überhaupt auf den Weg machte. In sämtliche Kleidungsschichten eingepackt würde ich binnen zwei Minuten anfangen, wie eine gesalzene Schnecke zu schäumen. Die Lösung war, in Thermoweste und langen Unterhosen zu frühstücken – es tut mir so leid, liebe Hauswirtinnen –, bevor ich die restliche Kleidung in einer Art kontrollierter Raserei anlegte und dann wie eine aufgequollene Sexpuppe raschelnd in die Arktis hinauswatschelte.

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