Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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Die große Unbekannte war die Duomatic-Nabe, die dem Zustand des Rads aus den Siebzigern nach zu urteilen seit Jahrzehnten nicht mehr im Einsatz gewesen war. Eine Online-Recherche förderte das Diagramm einer Explosion zutage (streng genommen vielmehr das Bild einer vernichtenden Detonation mikroskopischer Eisenwaren), das uns davon überzeugte, sie einfach so zu lassen, wie sie war. Zum Ausgleich tränkten wir einen Großteil des Rads in Motoröl und schraubten danach alles so richtig fest, wobei wir uns wünschten, diese Dinge andersherum gemacht zu haben.

»Besser?«, fragte Peter, als ich von einer fünfminütigen Probefahrt zurückkam.

»Wie Tag und Nacht«, sagte ich, ein Bein über Stephen Hiltons Oberrohr hebend. Das klang zumindest besser, als mit der ganzen Wahrheit herauszurücken: Drei Tage vor meiner Abreise war dies das erste Mal, dass ich das Ding gefahren war.

3. DER WINTERKRIEG


»Bitte, irgendwas. Brot? Ich sitze auf einem Fahrrad. Es gibt keine Geschäfte. Bitte.«

Zwei Tage unterwegs und ich bettelte schon um mein Leben. Die Vermieterin der Ferienhütte am See erwies sich am Telefon als widerwillige Samariterin; ich hatte soeben ihre Erklärung unterbrochen, dass der Preis von 85 Euro pro Nacht ihre Gäste keineswegs berechtigte, einen Anspruch auf Bettwäsche, Handtücher oder Nahrung jeglicher Art zu erheben. Bis zur Hütte waren es noch mehr als 20 Kilometer, das Tageslicht war eisig, fahl und brüchig, und der nächste Ort, wo ich etwas zu essen kaufen könnte, war die Stadt, von der aus sie mit mir sprach, weitere 60 Kilometer entfernt. Der einzige Trost war, dass Finnlands tiefe Verbundenheit mit Mobiltelefonie mir selbst hier, am einsamen, eisigen Arsch der Welt, eine Signalstärke von drei Balken bescherte.

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