Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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Selbst ohne Klappscharnier hatte der offene Rahmen des MIFA seine biegsame Anfälligkeit überdeutlich kenntlich gemacht. Statt mit der belastbaren Raute eines Diamantrahmens, die sich seit Urzeiten als bewährter Standard etabliert hat, hatte ich es hier lediglich mit einem zweiseitigen Dreieck zu tun. Mit voll beladenen Gepäcktaschen und einem ausgewachsenen Deppen im Sattel schien es ein aussichtsloses Unterfangen, mit einer solchen Konstruktion den ganzen holprigen Weg quer durch Europa ohne tiefgreifende strukturelle Schäden zu überstehen. Es gab einfach nicht genug tragende Rohre, und das bisschen, was es gab, war von Kommunisten zusammengebaut worden. Denn so sehr ich mich auch bemühte, konnte ich meine unselige erste Begegnung mit einem Fahrrad aus ostdeutscher Produktion einfach nicht vergessen: das DDR-Rennrad mit Zehnfachschaltung, das ich zu meinem 16. Geburtstag geschenkt bekam, eine brandneue Maschine, die an Altersschwäche starb, noch bevor ich wählen durfte.

Wie auch immer, der Rahmen bedurfte dringend einer zusätzlichen Verstärkung. Mittels einer langwierigen Google-Suche nach dem Gießkannenprinzip fand ich heraus, dass für Handläufe von Baugerüsten Rohre von passendem Durchmesser verwendet wurden. Mit den richtigen Schellen verlötet, könnte man daraus ein prima anschraubbares Oberrohr fabrizieren. Sollte sich dieser Plan als nicht ganz so brillant wie gedacht herausstellen, suchte ich außerdem nach »Amateur-Rahmenbauern« und schrieb zwecks einer zweiten Meinung eine E-Mail an den ersten Namen, der auftauchte. »Vom Gefühl her würde ich sagen, dass die Gerüststangen keine so gute Idee sind, aber ich könnte mich irren«, antwortete Stephen Hilton, bevor er sehr ausführlich erläuterte, warum er dies ganz gewiss nicht tat. Stephens müheloser Umgang mit Begriffen wie Bandlöten und Gehrung wies ihn als außergewöhnlich kompetenten Amateur aus. Seine anschließenden Taten wiesen ihn zudem als außergewöhnlich wunderbaren Menschen aus. Binnen einer Woche hatte er meinen Rahmen in seine heimische Werkstatt in Chorley verfrachtet, mit einem maßgeschneiderten Oberrohr versehen und wieder zurück an meine Tür gebracht. »Gerade noch rechtzeitig«, sagte er, während sich meine Augen mit dankbaren Tränen füllten. »Die Rohre waren schon völlig verzogen.« Trotz mehrfacher Angebote wollte dieses vortreffliche Beispiel eines autodidaktisch geschulten Rahmenbauers keinen Penny für das ganze Schweißen, Gehren und auf der M6 im Stau Herumstehen annehmen. Das Mindeste, was ich tun kann, ist, an dieser Stelle Sie – ja, genau Sie – anzuweisen, eines Tages einen seiner Rahmen zu kaufen.

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