Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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Entzug, Verwirrung, Schläfrigkeit, Irrationalität – im Geiste ging ich verzweifelt die verschiedenen Phasen hypothermischer Bewusstseinstrübungen durch, die einer Infografik aus dem Internet zufolge dem Scheintod vorausgingen. Insbesondere versuchte ich mich derjenigen zu entsinnen, die mit der gefürchteten Fußnote »in dieser Phase sind Sie möglicherweise schon viel zu hinüber, um das Problem zu erfassen« versehen war. Es half wenig, dass schläfrige, irrationale Verwirrung seit 48 Stunden mein Grundzustand war. Anschließend kam mir der Verdacht, dass der bloße Akt, einen solchen inneren Monolog zu führen, bereits belegte, dass ich schon viel zu hinüber war, um das Problem zu erfassen. Wie weit noch? Mit einem ersterbenden Stöhnen schaute ich auf das Garmin und sah nichts weiter als einen leeren Bildschirm – der Akku war leer. In meinem Inneren wallte Hysterie auf. Waren es noch fünf Kilometer? Oder zehn? Der Himmel blendete von Dämmerung zu Dunkelheit ab und ich hatte seit mindestens zwei Stunden kein Auto mehr gesehen. Als sich die Straße nun auch noch aufwärts zu winden begann, ergab ich mich nackter Panik und trat so fest in die Pedale, dass mein genopptes Hinterrad wüst durch den Schnee und das darunterliegende blanke Eis schlenkerte. Der Schweiß rann längst in Strömen, enteiste meine Lider und brannte in den geröteten Augäpfeln dahinter. Mit übermenschlicher Anstrengung beruhigte ich meinen Atem, schlitterte zum Stillstand und stieg ab, um zu schieben. Schon besser. Eile mit Weile, immer mit der Ruhe, der Scheintod kann warten. Bisschen rutschig in diesen Stiefeln, gewiss, aber … swiiiesch … nur einen Fuß vor … swiiiiiiesch … den anderen und bald bin ich … swiiiiiiiiiesch-zwosch-FLOMP.

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