Читать книгу Kulturtheorie. Einführung in Schlüsseltexte der Kulturwissenschaften онлайн

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Die Streitschrift von 1774, die schon im Titel den Kontrast zum Narrativ der AufklärungAufklärung, aufklärungs- hervorhebt, darf man als Summa seiner intellektuellenIntellektueller, intellektuell Erfahrungen mit dem philosophischen Frankreich lesen, auch wenn in ihr nur selten deren Vertreter genannt werden oder zu Wort kommen. Der ausrufende emotionale Tonfall der Schrift, die ihre Herkunft aus dem pietistischen Milieu schwerlich verleugnen kann, präsentiert sich rhetorisch als Gegenmodell zur kühlen IronieIronie der französischen Spätaufklärung. HerderHerder, Johann G. war ein vielfach begabter Mensch, aber er besaß keinen Sinn für Humor und IronieIronie. Auch darin ist er unglücklicherweise stilbildend für eine spezifisch deutsche Kulturtheorie geworden. Aus den Worten der Schrift sprechen Aufruhr, Anklage und Empörung. Eine Orgie von Ausrufezeichen in einem Text, der den Gestus der mündlichen Auseinandersetzung nachahmt. Als ersten Punkt in seinem Duell mit den arroganten philosophes nimmt er sich deren GeschichtsbildGeschichtsbild vor, das das MittelalterMittelalter in Bausch und Bogen als finster verwirft. HerderHerder, Johann G., der mit GoetheGoethe, Johann W. im Straßburger Münster die Gotik neu entdeckt hat, verdammt die Verdammnis dieses Mittelalters, das eine so imposante Kultur hervorgebracht hat. Dieses MittelalterMittelalter ist ein Zerrbild, eine Erfindung der Aufklärung des 18. Jahrhunderts, um sich selbst ins rechte Licht zu rücken:

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