Читать книгу Kulturtheorie. Einführung in Schlüsseltexte der Kulturwissenschaften онлайн

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Wie töricht, wenn du diese Unwissenheit und Bewund[e]rung, diese Einbildung und Ehrfurcht, diesen Enthusiasmus und Kindessinn mit den schwärzesten Teufelsgestalten deines Jahrhunderts, Betrügerei und Dummheit, Aberglaub[en] und SklavereiSklaverei brandmarken, dir ein Heer von Priesterteufeln und Tyrannengespenstern erdichten will[st], die nur in deiner Seele existieren! Wie tausendmal mehr töricht, wenn du einem Kind deinen philosophischen Deismus, deine ästhetische Tugend und Ehre, deine allgemeine Völkerliebe voll toleranter Unterjochung, Aussaugung und AufklärungAufklärung, aufklärungs- nach hohem Geschmack deiner ZeitZeit großmütig gönnen wolltest!19

Es geht in diesem Text um nichts Geringeres als die Zerstörung des Selbstbildes der AufklärungAufklärung, aufklärungs-, HerdersHerder, Johann G. Schrift hält ihr sozusagen ihr wahres BildBild entgegen, und das ist alles andere als schmeichelhaft. Was HerderHerder, Johann G. an der Aufklärung so reizt, ist ihr Hochmut. Die Toleranz, auf die sich die Aufklärer so viel einbilden, ist für HerderHerder, Johann G. nichts anderes als Ausübung von MachtMacht und HerrschaftHerrschaft. Damit erinnert HerderHerder, Johann G. nicht ganz zu Unrecht an die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Toleranz“: Duldung, Erlaubnis von oben. Das Wort, das er verwendet, heißt: Gönnen. Der UniversalismusUniversalismus, so lässt sich zwischen den Zeilen lesen, bedeutet eine Missachtung anderer, zeitlich früherer oder räumlich entfernter Kulturen im Namen der sich selbst zugeschriebenen, perspektivischen intellektuellenIntellektueller, intellektuell Überlegenheit. Der Universalismus der westlichen ZivilisationZivilisation, so lautet der überraschend aktuelle Befund, trägt die Tendenz in sich, andere Kulturen zu missachten, sie nicht zu respektieren und sie zu unterdrücken. In diesem Sinn hat das Narrativ (→ Kap. 13) der Aufklärung im Zeitalter des KolonialismusKolonialismus, kolonialisiert aber auch noch im PostkolonialismusPostkolonialismus, postkolonial seine Wirksamkeit entfaltet, von der Bürde des weißen Mannes bis zur amerikanischen Mission in der Welt, wie sie etwa ein FukuyamaFukuyama, Francis20 predigt.

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