Читать книгу Kulturtheorie. Einführung in Schlüsseltexte der Kulturwissenschaften онлайн

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Der fünfte Punkt betrifft HerdersHerder, Johann G. Kritik am abstrakten Geschichtsentwurf der AufklärungAufklärung, aufklärungs-. Dieser sieht von der spezifischen kulturellen Befindlichkeit des Menschen und vom Eigensinn der Kulturen einigermaßen programmatisch ab. Die Aufklärung ist schlecht abstrakt. An dieser Stelle wird sichtbar, wie sich Kulturtheorie durch philosophische Kritik konstituiert. Denn um der Konkretheit der Kultur gewahr zu werden, bedarf es einer bestimmten Art von Theorie, einer Theorie der Kultur, die zugleich Kulturanthropologie ist. HerderHerder, Johann G. bestimmt Kultur als eine sinnliche und organische Einheit, ja als ein metaphysisches Mega-SubjektSubjekt, das wie schon bei VicoVico, Giambattista der Kreisbewegung folgt: Wachstum, Blüte, Abnahme. Diese Kultur wird wie bei SpenglerSpengler, Oswald, ToynbeeToynbee, Arnold J. oder HuntingtonHuntington, Samuel als Gesamtkomplex (Kultur I) holistisch (miss)verstanden.

In seiner Version einer BildungsgeschichteBildungsgeschichte des Menschen spielt – und das wäre die sechste und letzte Kernthese – die Unvollkommenheit des Menschen eine prominente Rolle. Die Unmündigkeit des Menschen, war nicht, wie KantKant, Immanuel in seiner AufklärungsschriftAufklärung, aufklärungs- schneidig formulierte, selbstverschuldet, sondern unverschuldet. In seinem großen Werk Ideen zur GeschichteGeschichte der Menschheit wird HerderHerder, Johann G. den Gedanken formulieren, dass es – paradox gesprochen – keine freie Entscheidung des Menschen war, frei zu sein. In Auseinandersetzung mit der Aufklärung entwirft HerderHerder, Johann G. eine Kulturanthropologie, die den Menschen nicht als ursprünglich frei und vernünftig begreift, sondern als ein Wesen, das zur Freiheit gezwungen, in die Freiheit entlassen wird.

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