Читать книгу Die Strafgefangenen der Landstraße. Reportagen von der Tour de France. онлайн

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Als ihm der Quotidien die Veröffentlichung einer Reportage über die Besetzung des Ruhrgebietes durch französische Truppen (1923) verwehrte, weil das Manuskript aus redaktioneller Sicht nicht »linientreu« genug war, sprach Londres die fortan geflügelten Worte: »Meine Herren, Sie werden auf eigene Kosten erfahren, dass ein Reporter nur eine Linie kennt – die der Eisenbahn«, setzte seinen legendären, breitkrempigen Hut auf, nahm den Stock und wechselte zum prestigeträchtigen Petit Parisien. Bei Londres steckte dahinter nicht etwa Eitelkeit, sondern eine gewisse Bewunderung für Élie-Joseph Bois, den Chefredakteur, der ihm für seine Arbeit genügend Freiraum ließ. Zuvor aber bot Londres seine Reportage der Zeitung L’Éclair an, die sie moralisch und politisch absegnete. Und veröffentlichte. Die Revanche war geglückt.

Dieser Albert Londres, Perfektionist und Weltenbummler, die Koffer immer parat, hasste die Zensur, verachtete Autoritäten. Für ihn bestand die Humanität stets aus zwei Kategorien: Die eine besitzt die Möbel, die andere die Koffer. Er war kein Schönwetter-Journalist, vielmehr ein Chirurg mit Skalpell. Sein Credo: Die Feder an die Wunde setzen – »porter la plume dans la plaie«. Auf dem Zenit seines Könnens hat er sie, wie gesagt, für den Petit Parisien, die letzte Sprosse seiner Karriereleiter, gesetzt. Unermüdlich, kritisch, augenzwinkernd.

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