Читать книгу Kurswechsel bei 5.0. Porträts einer Frauengeneration, die sich neu erfindet онлайн

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Wäre sie vor zwanzig Jahren noch auf die sprichwörtlichen Barrikaden gegangen und hätte die absolute Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern eingefordert, weil Mütter immer noch mehr berufliche Einschränkungen haben? »Nein, das tue ich heute nicht und das wäre ich auch damals nicht. Es gibt eine Ambivalenz, für die jede Frau eine persönliche Lösung finden muss«, meint sie, um aber sofort hinzuzufügen: »Die Natur hat es so vorgegeben, Frauen bekommen Kinder, die Hormone programmieren unser Gehirn auf Brutpflege, und wenn das Gehirn auf Brutpflege programmiert ist, dann sagst du das tollste Engagement ab, dann verzichtest du gerne auf sehr viel. Das ist das evolutionäre Muster, das uns zugrunde gelegt ist – auch einer Universitätsprofessorin.« Sie lacht, meint das aber genau so, wie sie es formuliert hat.

In unserem Interview vor zwanzig Jahren bezeichnete Doris Gruber »totale Gleichberechtigung« als »nicht erstrebenswert«, heute sieht sie das nicht anders und argumentiert das wie damals mit den biologischen Unterschieden zwischen Mann und Frau: »Die viel zitierte gläserne Decke, die ist bei uns Frauen nicht so sehr in der Berufswelt zu finden, glaube ich, sondern durch unsere Fruchtbarkeit gegeben.« Ihre persönliche Erfüllung erlebe sie aber nach wie vor auch sehr stark durch ihren Beruf. Das Wort »Job« gefällt ihr übrigens gar nicht. »Die Arbeit mit meinen Patientinnen erfüllt mich mit großer Freude. Jedes Mal ist es spannend, welch interessante Biografien Frauen mitbringen. Das Wichtigste ist, zu versuchen, den Menschen in seiner Gesamtheit zu erfassen, darum bemühe ich mich bei jeder einzelnen.«

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