Читать книгу Kurswechsel bei 5.0. Porträts einer Frauengeneration, die sich neu erfindet онлайн

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DIE MIDLIFEKRISE HAT SICH UM ZEHN JAHRE NACH HINTEN VERSCHOBEN

Apropos Sinn – oder Sinnsuche: Ein klassisches Thema in der Mitte des Lebens, beschäftigt das auch sie? »Die Midlifekrise, die unsere Eltern so Ende dreißig, Anfang vierzig hatten, die hat sich – wie auch das Kinderkriegen in unserer Generation – um zehn Jahre nach hinten verschoben. Weil: Natürlich sind wir in unserem Alter jetzt in einer Art Transformationsphase, denke ich. Ich beobachte das auch bei meinen Freundinnen, aber ich erlebe das als sehr positiv. Ich verstehe mich auch mit meinen Freundinnen noch besser«, lacht sie. Woran das liegt? »Es hat wohl etwas mit Essenz zu tun, Wesentlicheres rückt in den Fokus und wird offener thematisiert.«

So viel zu den inneren Veränderungen, aber was ist mit dem Äußerlichen, dem sichtbaren Älterwerden? »Naja, in der Früh erkennt man sich manchmal selbst nicht mehr«, lacht sie, »aber was mir im Moment gut gefällt, ist, dass graue Haare auch bei Frauen mittleren Alters salonfähig geworden sind. Und überhaupt eine Selbstverständlichkeit, mit dem Körper zu leben, der natürlich auch das Leben abbildet. Ich sehe diese Gelassenheit bei einigen meiner Freundinnen und das gefällt mir sehr.« Gleichzeitig könne sie aber auch jene Frauen verstehen, die mit Botox und Co. gegen die Zeichen der Zeit kämpfen – nur wenn es allzu exzessiv wird, sei dieser Schönheitswahn zu hinterfragen. Aber jede gehe eben auf ihre Art mit dem Älterwerden um – und mit den damit verbundenen hormonellen Veränderungen: »Ja, die Hormone knallen«, lacht sie, »dieser Veränderungsprozess geht nicht unbemerkt vorbei«. Und wenn dann die Tochter in die Pubertät kommt und die Mutter in den Wechsel? »Ich finde das sehr spannend, weil ich dann manchmal spüre, wir ähneln einander. Mein Verständnis für ihre Befindlichkeiten wird dadurch auch größer, dann wieder bin ich gereizter.« Und was sagen die Männer der Familie, also Vater und Sohn zu den Launen der Damen? »Da gibt es schon manchmal große Augen, fassungslose Blicke«, lacht Catherine, die ihren 50. Geburtstag wenige Tage nach unserem Interview feiert. »Mein Sohn hat unlängst gesagt: ›Jetzt wirst du fünfzig und ich werde zehn.‹ Na, da habe ich ihm eine gemeinsame Party vorgeschlagen, also ich bin eigentlich ziemlich heiter, was diesen bevorstehenden runden Geburtstag betrifft. Für ihn ist es, glaube ich, ein viel größerer Schritt, dass er zehn wird.« Wenn er maturiert, wird sie achtundfünfzig sein, ein manchmal seltsamer Gedanke, andererseits: »Ich bin froh darüber, dass ich meine Kinder jetzt so bewusst erleben kann. Es ist lustig, wenn er mich über Harry Potter und Quidditch im Wandel der Zeiten aufklärt. Die Kinder halten mich sicher zu einem gewissen Grad auch jung – und up to date.« Und Role Models habe sie ohnedies noch nie entsprechen wollen. »Aber jede und jeder muss für sich selbst Parameter finden. Wie zum Beispiel: Man möchte sich mit fünfundfünfzig noch die Schuhbänder zubinden können und mit siebzig sowieso.« schmunzelt Catherine, die seit Jahren Yoga und Pilates praktiziert »Es kommt eh immer anders, als man denkt« – ein Satz, der sie sehr geprägt hat. Also wozu sich vorstellen, wie sie sein und sich fühlen werde in weiteren zehn Jahren? Tätig bleiben und schauen, was das Leben bringt und sich vielleicht doch ein bisschen an Frauen orientieren, die sie beeindrucken. »Ich finde so wirklich gescheite Frauen faszinierend. Wenn ich auf Ö1 Interviews mit wirklich alten Frauen, also über neunzig höre, mit Philosophinnen oder Psychoanalytikerinnen oder anderen Wissenschafterinnen, dann denke ich mir: Genau das ist es. Die haben wirklich noch einen Text.«

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