Читать книгу Kurswechsel bei 5.0. Porträts einer Frauengeneration, die sich neu erfindet онлайн
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BEWUSSTER UMGANG MIT SICH SELBST
»Ich glaube, so ab Mitte vierzig, da ist mir mein Alter plötzlich in physischer wie auch psychischer Dimension bewusster geworden.« Wie dürfen wir uns das vorstellen? »Ich habe mich scheinbar mehr gespürt ab diesem Alter. Ich habe begonnen wahrzunehmen, dass ich mich verändere. Innerlich habe ich seit damals das Gefühl, dass ein Reifungsprozess passiert, was meinen Blick auf die Welt, aber auch was meine Reflexionsfähigkeit angeht – sicherlich auch durch meine Auseinandersetzung mit den Kindern und der Dynamik der Familie. So eine Familie ist ja keine ›g’mahde Wiesn‹, sondern da bedarf es viel Landschaftspflege«, erklärt sie sich selbst ihren Veränderungsprozess. »Auch physisch habe ich gemerkt, dass ich mich auch um mich selbst kümmern muss. Ich war schon immer recht sportlich. Aber jetzt muss ich bewusster umgehen mit mir und Ruhephasen sind ein Thema, das war früher nicht so.«
Bewusster mit Ressourcen umzugehen, das ist auch zu Catherine Cziharzs beruflichem Thema geworden. Mit der Ausbildung zur Corporate Social Responsibility-Managerin spezialisierte sie sich auf das Thema Nachhaltigkeit und begann zuerst als Nachhaltigkeitsanalystin, später als Co-Geschäftsführerin einer Firma für Nachhaltigkeitsresearch und ethisches Investment, die schon sehr früh in jenem Feld tätig wurde, das mittlerweile absolut im Fokus steht. Allzu lange ist es nicht her, dass die meisten mit dem Begriff Nachhaltigkeit noch nichts anfangen konnten. »Ich habe das Thema über den englischen Begriff sustainability kennengelernt und ich kann mich noch erinnern, dass wir den weder aussprechen, geschweige denn verstehen konnten. Auch auf der Uni war davon bei uns nie die Rede gewesen.« Damals ging es um europäische Agrarpolitik und ländliche Entwicklung. Mich hat das Konzept, das Verständnis mit Ressourcen so umzugehen, dass sie auch den nachkommenden Generationen zur Verfügung stehen, von Anfang an angesprochen. Nachhaltigkeit fußt ja auf drei Säulen – das sind die ökonomische, die ökologische und die soziale Dimension. Und dazu gehören, wenn man ein Unternehmen auf Nachhaltigkeit hin analysiert, natürlich auch Kriterien wie Geschlechtergleichstellung, der Gender-Pay-Gap oder Altersdiskriminierung. Gerade was die viel diskutierte Frauenquote und Gleichberechtigung im Job betrifft, ist Österreich keinesfalls vorbildlich. Von achtundfünfzig börsennotierten Unternehmen gibt es gerade einmal sieben mit weiblichen Vorstandsmitgliedern. Eine Studie hat vergangenes Jahr gezeigt, dass der Frauenanteil in Österreichs Vorständen zurückgeht, während er in Deutschland steigt. Bei den Aufsichtsräten hingegen verhält es sich scheinbar aufgrund der gesetzlich eingeführten Quote anders: Hier steigen auch bei uns die weiblichen Aufsichtsratsmitglieder.