Читать книгу Nicht Anfang und nicht Ende. Roman einer Rückkehr онлайн

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Was es bei uns daheim Gutes gab, konnte ich an meinem ersten Weihnachtsabend in Kalifornien ermessen. Ich war seit zehn Monaten dort, und man kann ruhig sagen, dass ich außer meinem Boss und dem Onkel Felice, der mich einmal mit Antonio besuchte, nie einen Menschen zu Gesicht bekommen hatte. Fast hätte ich eine Wut gekriegt, als ich Antonio so friedlich mit dem Onkel anmarschieren sah, als wäre er in Amerika zur Welt gekommen. Ich hingegen hockte voller Schwermut auf einer Ranch von zwanzig Kühen, ganz allein mit einem struppigen Köter und einem Pferd, das ich von Zeit zu Zeit bestieg, um reiten zu lernen. Die Ranch gehörte einem Landsmann aus dem Val Maggia, der mir den Unterhalt und dazu dreißig Dollar monatlich zahlte. Aber über den Lohn beklagte ich mich nicht. Ein Dollar im Tag war für mich schon ein Vermögen, und ich darf sagen, dass ich das ganze Geld unangetastet nach Hause schickte, um die Schuld für die Fahrkarte ab­zuzahlen.

Als es an jenem Heiligen Abend zu dunkeln be­gann und ich den Stall schließen und in meine Baracke gehen konnte, um meine lehmverkrusteten Stiefel auszuziehen – denn im Winter verwandelte sich die Ranch in einen Morast –, dachte ich, was für ein schönes Feuer ich daheim vorgefunden hätte, um meine starren Füße zu erwärmen, und ich malte mir die Weihnachtsfeier meiner kleinen Geschwister aus: Das Christkind würde jedem eine Orange und eine Hand voll Kastanien bringen, und sie würden hochbeglückt sein. Ich begann zu begreifen, dass das Glück aus einem Nichts besteht und dass ich just dieses Nichts, das den Menschen glücklich macht, verloren hatte.

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