Читать книгу Beichte in der Nacht. und andere Geschichten von der Liebe онлайн
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Das Komitee war unzufrieden. Es bestand, außer dem schon genannten Wachtmeister Brügger, aus einem Versicherungsagenten, einem Bierreisenden, einem Sekundarlehrer und dem Hilfsredaktor des Landboten. Der Versicherungsagent hatte seine Tätigkeit im Komitee damit begonnen, alle Teilnehmer des Festspieles für die Dauer der Proben und der Aufführungen zu versichern. Er zog dafür Provision aus der Kasse, der mittelgroße, mittelschwere Mann, dessen Gesichtshaut immer rot war. Nun, das war einmal so, es war dagegen nicht viel einzuwenden, denn der Bierreisende zog auch Provision, vom Festwirt, dem er das Bier lieferte und den er finanzierte, und von der Brauerei, an der er angestellt war. Der Sekundarlehrer durfte für die Korrespondenz, die er zu führen hatte, Spesenrechnung stellen, und der Hilfsredaktor am Landboten hoffte auf neue Beziehungen … Es waren also andere Gründe, die die Unzufriedenheit des Komitees bedingten:
Die Leute, die das Festspiel verwirklichen sollten, wurden frech. Hatte man so etwas schon erlebt? Der Versicherungsbeamte, der über das Ressort der Lustbarkeiten herrschte, war einmal in eine Probe gekommen. Es war sein gutes Recht, er musste sich vergewissern, dass alles seinen wohlgeordneten Gang ging. Und er war hinausgeworfen worden! Sehr höflich, aber sehr bestimmt! Und zwar von Fräulein Varnhagen. Nun hatte der Versicherungsagent versucht, Widerstand zu leisten (was war das schon, so eine kleine Tanzlehrerin, die war ja froh, dass sie dreihundert Franken verdienen durfte!), aber merkwürdigerweise wurde das Tanzfräulein von allen an der Probe Anwesenden unterstützt. Wer war alles anwesend? Bureaufräuleins aus dem Kaufmännischen Verein, eine Volksschullehrerin, ein Maschineningenieur (der tanzte den Merkur, den Gott des Handels, zu Worten wie: «Gott Merkur mit dem Handelsstab, du einigst die Völker landauf und landab»), die zehn Turner aus der «Industrie», einfache Arbeiter … Ja, alle diese Leute schienen fest zusammenzuhalten, sie schienen zu empfinden, dass sie eine große Gemeinschaft bildeten, und sie waren entschlossen, gegen äußere Störungen Front zu machen. Sie gaben ihre Zeit her, ohne Lohn zu verlangen, es war ihnen nicht beizukommen. Und das Traurigste an der ganzen Sache war, dass selbst der Dichter Johann Kehrli sich eine freche Röhre angemaßt hatte, er, der doch ein entfernter Verwandter des Komiteemitglieds Brügger war. Kopfschüttelnd entfernte sich der Versicherungsagent, um seinen Kollegen die Mitteilung zu machen, dass ein bedenklicher Geist unter dem Festspielpersonal herrsche …