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Nach dem traurigen Ende von Colette und Juliette waren wir nur noch acht mit diesem gemeinsamen, aber auch gefährlichen Auswanderungsplan. Wir wollten uns nicht mehr trennen, bevor wir nicht glückliche Greisinnen wären, vielleicht sogar anarchistische Großmütter, sagte Mathilde.

Die Reise organisierten wir nicht aus Prinzip nur unter uns Frauen, sondern weil wir uns so besser einigen konnten, als wenn wir mit Männern hätten Einverständnisse aushandeln müssen. Die treten ja ihre Privilegien nicht gerne ab. Überdies hatte jede ihre persönlichen Gründe. Wir würden es uns übel nehmen, wenn wir sie verschwiegen. Germaine, die Regleuse, wollte einen großen Kummer vergessen. Der Sohn des Milchmanns, in den sie verliebt war, hatte trotz seines Eheversprechens aus Geldgründen eine andere heiraten müssen. Germaine trauerte ihm nach. Valentine, die Ihnen hier von den Ereignissen berichtet, verstand sich nicht mehr mit ihrem autoritären Vater, der sich weigerte, ihr das Pferd zu überlassen, um nach La Chaux-de-Fonds zu reiten. Anfangs wäre sie lieber allein in die Großstadt Genf gezogen, hätte sich gern von der belastenden Gegenwart ihrer älteren Schwester befreit. Dann aber entschied sie sich mehr oder weniger aus Neugier dafür, mit der Gruppe aufzubrechen. Mathilde, von allen am stärksten von Benjamins Ideen überzeugt, war erst siebzehn und hatte gerade ihre Bäckerlehre abgeschlossen. Mithilfe ihrer Adoptions­fa­milie und unter dem Vorwand einer Fortbildung im Ausland schaffte sie es, Ausreisepapiere zu bekommen. Émilie wollte weg von den Schlägen ihres Mannes. Und auch Adèle hatte einen persönlichen Grund: Sie glaubte, sie würde nicht älter als dreißig werden und wollte noch vor ihrem Tod das Meer sehen.

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