Читать книгу Zehn unbekümmerte Anarchistinnen. Roman онлайн

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Jeanne war in Übersee aufgewachsen, besaß aber kaum noch Erinnerungen an ihre frühe Kindheit. Wir im Tal, sagte sie, hätten einen Akzent, über den sich die Leute in Québec lustig machten, diesen Jura-Akzent, den der aus Frankreich stammende Lehrer uns auszutreiben versucht hatte. Jeanne, unsere hübsche Dunkelhaarige, sollte ihr Leben lang einen leichten Québec-Akzent behalten. Ihr Mann, der bei Blancpain entlassen worden war, arbeitete im Eisenbahnbau. Er saß auf einem Stapel Gleise, als in der Kurve vor Courtelary die ganze Ladung vom Waggon rutschte. Er wurde zermalmt und hinterließ drei kleine Knaben mit wachen Augen: Joseph, Louis und Thomas. Jeanne arbeitete weiter als Email­leurin, konnte sich und die Kinder aber nur mit Mühe und Not durchbringen.

Auf noch schlimmere Weise hatte Lison ihren Mann und ein Kind verloren. In Saint-Imier, wo sie sie vom Zug abholen wollte, hatten es die beiden nicht geschafft, rechtzeitig auszusteigen, und waren bis zum Bahnhof von Sonvilier weitergefahren. Der Vater war mit dem kleinen Knaben an der Hand zu Fuß entlang der Gleise nach Hause gelaufen und hatte den zurückkehrenden Zug nicht kommen hören. Nun musste Lison ihre vier Töchter Albertine, Alphonsine, Anna und Alice alleine aufziehen. Von der Gemeinde bekam sie Armenhilfe. Aber um ihr diese fünfzig Franken im Monat nicht länger zahlen zu müssen, hatten die Herrschaften ihr ei­nen Handel angeboten: Vierhundert Franken auf einen Schlag, genug für eine Reise nach Amerika, aber nur un­ter der Bedingung, dass sie nie mehr zurückkehrte, denn mit dieser Summe sollten sämtliche Forderungen beglichen sein. Das hat sie dann schließlich unterschrieben.

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