Читать книгу Zehn unbekümmerte Anarchistinnen. Roman онлайн

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Genau das machte aber Benjamins Charme aus: seine düstere, kränkliche, romantische Ausstrahlung. Mit richtigem Namen hieß er Errico Malatesta. Wir waren alle ein bisschen in ihn verliebt. Sein nächstes Ziel war Bologna, wo bald, so sagte er, die libertären Ideen triumphieren würden. Wir wären ihm gern gefolgt, besonders die Jüngste von uns, die sechzehnjährige Mathilde. Mehr als einmal hatte sie Benjamin abends in sein Logis begleitet.

Die Kommune hatte der Fantasie an die Macht verholfen, hatte Dinge in Gang gebracht, auf die vorher kein Mensch gekommen wäre. Die Beziehungen zwischen den Leuten, den Kindern, die Arbeit, alles war für kurze Zeit anders gewesen, hatte jeden überzeugt, Männer wie Frauen, auch die, die nichts dazu beigetragen hatten wie wir. Wir nannten uns ab jetzt Kommunardinnen, obwohl wir bei der Verteidigung von Paris gar nicht dabei gewesen waren. Hat man das Glück gehabt, Bakunin zu begegnen und in Malatesta verliebt zu sein, wenn auch nicht ganz so heftig wie Mathilde, blickt man von da an mit dem Lachen des einen und der Ironie des anderen auf die Welt. Ein kurzer Moment kann den Tag hell erstrahlen lassen. So ließ die Kommune, die wir nur von Weitem gesehen hatten, unser Leben erstrahlen.

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