Читать книгу Die Stimme des Atems. Wörterbuch einer Kindheit онлайн

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Zur selben Zeit hat mir das tutti, das Kindersanatorium der Pro Juventute in Davos, gedroht. Asthmaanfälle und Absenzen häuften sich, die Eltern bekamen es mit der Angst zu tun, ich könnte den Anschluss an die Bezirksschule verpassen. Ich habe mich hartnäckig gewehrt – und mich durchgesetzt. Die Verbannung unterblieb.

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Schulzimmer des Vaters

Während der Kinderjahre habe ich das Zimmer des Vaters nur als Besucher betreten, frei von meiner Scholaridiosynkrasie; erst als noch nicht schulpflichtiges Anhängsel der Mutter, wenn sie bei aktivdienstlicher Abwesenheit des Vaters unterrichtete, später hat der Vater mich mitlaufen lassen, sooft die Mutter abwesend und niemand sonst zu Hause war. Für mich war es das schönste Zimmer im Schulpalast, und wenn es das nicht sein konnte, da alle Zimmer mit ihren hohen Plafonds und grossen Fenstern einer Universität würdig waren und einige mehr als drei Fenster besassen, dann war es mit Gewissheit das vornehmste. Im obersten Geschoss gelegen, schloss es nördlich an die Aula an, welche die ganze Breite des Mittelrisalits der Hauptfront einnahm. Ich bin während der ganzen Primarzeit im Nordflügel zur Schule gegangen. Versuche ich die Schulzimmer mit den in ihnen waltenden Lehrern zu besetzen, gelingt mir dies nur in der Nordhälfte. Meine Parteilichkeit hatte noch einen Grund: Ein Kind nimmt die Umwelt unter den Vorzeichen von Liebe, Neugier oder Angst wahr. Nord- und Südteil wurden im Hochparterre durch das auf Bodenniveau abgesenkte, finster-unheimliche Atrium getrennt, wo der Karzer lauerte. Man stieg im Halbdunkel einige Stufen hinunter und drüben erleichtert wieder ans Licht. Im obersten Geschoss trennte die Aula; sie zu durchqueren war Schülern nur als Boten von Lehrer zu Lehrer erlaubt. Nachrichtenübermittler: Man empfand mulmigen Stolz, beim Durchschreiten der Aula legal ein Verbot zu brechen.

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