Читать книгу Die Stimme des Atems. Wörterbuch einer Kindheit онлайн

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Raumer in der Primarschule und Vogel in der Bez. Vogel war abscheulich, weil er den Sadismus genoss und nach jeder Bestrafung laut sich selbst belobigte. Klatschten Ohrfeigen, prasselten Arreststunden, musste man ihm mit lauter Stimme danken. Tat man es zu leise, verdoppelte sich die Strafe, und Vogel rühmte sich seiner Gerechtigkeit wie Gott im Buch Hiob. Raumer schlug nie, er genoss subtiler. Er demütigte ohne Ansehen der Person, um der Leistung aufzuhelfen – zu unsrem «Besten». Raumer wusste intuitiv, wie man schulschwache Kinder am tiefsten verletzt, am nachhaltigsten kaputtmacht: mit unablässig über sie herabtröpfelndem, beissendem Hohn. Ruthli wurde nicht nur als das Moser, sondern in seiner Familie und deren Grundschichtzugehörigkeit vernichtet. Raumer besprühte, gut sichtbar, wenn die Morgensonne ins Zimmer fiel, die stumme Hilflosigkeit und die Tränen der Unbegabten, die er in der vordersten Bankreihe zusammengezogen hatte, mit seiner nassen Aussprache. Raumers Hatz war sanktioniert von der Gesellschaft, welcher die Schulleistung alleingültiges Kriterium für die Beurteilung eines Kindes war.

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