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Letzthin (das heißt vor zwei Jahren) habe ich das «Heim» wieder besucht. Der See ist schön, wie er immer war, und auch der Sommer hat nichts von seiner Tiefe verloren. Ein Ehemaliger, aber nicht einer von unserer Generation, hielt den Knaben einen Vortrag: Militärdienst, Bau einer Brücke. Die Versammlung lauschte begeistert, wenn man begeistert lauschen kann. Und da musste ich denken, wie wir uns benommen hätten. Unsere Klasse wäre mit Obstruktion vorgegangen, solche Sachen hätten wir uns nicht bieten lassen. Und das ist nicht etwa eine gefälschte Jugenderinnerung, denn zu meiner Zeit passierte das gleiche. Die «Pistole», der Naturgeschichtslehrer, berichtete uns einmal, vorsichtig, vorsichtig, über das Ergebnis der deutschen Reichstagswahlen, die gerade damals einen Sieg der Sozialdemokratie ergeben hatten. Wir hörten zu, höflich, aber unbeteiligt. Und der Lehrer merkte dies, denn obwohl er überzeugter Sozialist war, wagte er es nicht, seinen Vortrag mit einem Panegyrikum auf die Sozialdemokratie zu schließen. Er verherrlichte die Abstinenz, deren Wegbereiter die zielbewusste Arbeiterschaft sei. Nun gut, da konnten wir aus Höflichkeit folgen. Wir waren ihm ja alle in einen abstinenten Jugendbund gefolgt, mit viel geistigem Vorbehalt, aber wir waren ihm gefolgt.

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