Читать книгу Dada. und andere Erinnerungen aus seinem Leben онлайн

9 страница из 24

Wir duldeten das Theaterspiel der Großen stillschweigend. Manchmal, wenn es zu übertrieben war, lachten wir. Ein Beispiel: Der Hott, jener Deutschlehrer, der aussah wie ein britischer Colonel, gab uns auch Englisch. Einmal sollte er verreisen, hatte aber einem von uns mitgeteilt, dass er vorher noch die Stunde geben werde. Wir warteten im Klassenzimmer, zehn Minuten, eine Viertelstunde – er kam nicht. Da gingen wir fort, standen noch schwatzend im Sälchen, das neben dem Speisesaal lag. Da schoss der Hott herein, pflanzte sich vor uns auf und kanzelte uns ab: Er halte immer seine Versprechungen, wenn er etwas gesagt habe, so gelte es, auf ihn könne man sich verlassen. Es sei eine Gemeinheit, dass wir nicht auf ihn gewartet hätten; dann rasselte es von großen Worten, von Pflichtbewusstsein und Verantwortlichkeitsgefühl (seine ausgezeichnete Diktion ermöglichte es ihm, auch solche Worte tadellos auszusprechen), seine Rede trieb einer Steigerung entgegen, wir fürchteten für ihn, dass die Steigerung ihm misslingen könne (Rösel gähnte), aber nein! Mit zwei Sätzen erklomm er die kleine Treppe im Hintergrund des Sälchens (eine Glastür war dort, die in einen Korridor führte), und Hott riss die Glastür auf, über die Achsel spuckte er die Worte über uns: «Ich verachte euch!» Bumm. Die Glastür schmetterte zu. «Vorhang fällt», sagte Rösel trocken. Wir lachten.

Правообладателям