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Sport? Ja, wir spielten Tennis, wir hatten eine Fußballmannschaft, Rösel war ein guter Vorwärts links, ich hockte im Goal, weil ich bequem war. Überhaupt hatte unsere Klasse nicht viel für Sport übrig. Wir lasen lieber, lauter komplizierte Sachen, Ibsen und Dostojewski, Strindberg und Wedekind. Nicht alle, aber doch der bestimmende Kern: Rösel, Ted und die Zwetschge. Dann war da noch die Meise, ein nervöser Kerl mit einem Vogelkopf, der die ‹S› nicht aussprechen konnte. Er war Deutscher, musste den Weltkrieg mitmachen und erschoss sich dann in Wien. Er wollte Kunsthistoriker werden.

Wir waren aus allen Weltgegenden zusammengekommen. Aus Russland stammte Rösel, Stein aus Berlin, die Meise aus Darmstadt, nur die Zwetschge war schweizerischer Abstammung. Und wir stammten alle aus dem bessern Bürgertum, wie man damals sagte. Und kennen Sie diese Atmosphäre? Die wenigsten wohl. Die Luft, die über den «bessern Kreisen» lag, in jener schon historischen Zeit, die vor dem großen Kriege webte, war abgestanden, muffig; das Familienleben, das wir genossen hatten, war, vorsichtig gesagt, etwas merkwürdig. Was wunder, wenn wir alle ein wenig neurotisch waren? Wir alle waren aus irgendeinem Grund aus den Staatsschulen entfernt worden – weil es dort nicht mehr ging, weil die Konflikte unserer Eltern auf uns abgefärbt hatten, weil wir müde geworden waren und uns in die Blasiertheit gerettet hatten. Man hatte uns daheim so oft angelogen, wir waren trainiert auf das Erkennen der Lüge, auch wenn sie noch so gut verhüllt war. Sie hatten es schwer mit uns, die Lehrer; als Entschuldigung möge ihnen dienen, dass sie ja schließlich auch zu der Generation unserer Eltern gehörten. Vielleicht steckte uns der große Stumpfsinn in den Knochen, der damals umging. Und wir waren alles eher als sympathisch, das will ich gern zugeben.

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