Читать книгу Keinen Seufzer wert. Roman онлайн

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Res nimmt Mutters Gebetsheft und die Öllampe und setzt sich damit auf den kalten Ofentritt. Seit draussen untertags die Frühlingssonne scheint, lässt er das Heizen bleiben. Er streckt sein böses Bein auf der Ofenbank aus und reibt die verknoteten Adern, die an seinen weissen, mageren Waden hervorquellen. Aber sein Reiben verstärkt das lästige Ziehen. Dass er auf die Fünfzig zugeht, spürt er an solchen Tagen. Die Hose ist feucht vom Schnee, und an den Rändern klebt Mist.

«Die ganze Welt ist keinen Seufzer wert», Res blättert in Mutters Heft mit den Gebeten, «aber vom Morgen bis am Abend ist die Gnade da, mit jedem Morgen neu, und das Liebeserbarmen in Christo.» Wer den Herrn im Herzen trägt und danach lebt, ist den Menschen zuwider. Res weiss, auch anderen aus der Versammlung passen sie am Heimweg ab, bei ihm aber kommen die Vaganten bis zum Haus, seit er alleine wohnt. Seine Schwestern behaupten freilich, sie seien nur in seinem Kopf. Wohl, aber als er vor ein paar Wochen das Läufterli geöffnet und in die Nacht hinaus­gehorcht hat, kam ein Drecksklumpen geflogen. Res fürchtet sich vor jungen Burschen, Taglöhnern und durchziehenden Knechten.

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