Читать книгу Schwarze Frau, weisser Prinz онлайн
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Die Moral der weissen Christen bestimmte unser Leben, aber wir wussten nicht, dass sie selber diese nie praktizierten. Uns in St. Lucia war es nicht erlaubt, uns zu küssen und Händchen zu halten. Uns war nicht erlaubt, mit Müttern und Freundinnen über unsere sexuellen Gefühle zu sprechen. Wir hatten grossen Respekt vor diesen Christen. Es war ein Schock, als wir ihnen später in ihren Ländern begegneten. Was wir dort sahen, war widerlich.
Von Zeit zu Zeit erlaubte uns Granma, ans Meer zu gehen, unter der Bedingung, dass sie mitkam. Darüber war ich nicht immer glücklich, denn sie führte uns an den langweiligsten aller Strände. Sie konnte sich die Busfahrt zu den grossen, schönen Stränden, wo ich Gleichaltrige treffen und schöne Leute hätte anschauen können, nicht leisten. Vielleicht fühlte sie sich dort auch nicht willkommen in ihren selbstgenähten Pumphosen, die nicht zu einer alten Lady passten. Auch ich fühlte mich in dieser Art Unterwäsche nicht wohl.
Wir pflegten frühmorgens vor Sonnenaufgang aufzubrechen, um einen möglichst langen Tag am frischen blauen Meer zu haben. Ben und ich hatten das Privileg, britische Badeanzüge zu besitzen, die wir nur bei diesen seltenen Gelegenheiten, etwa zwei Mal im Jahr, tragen konnten. Vielleicht wünschte sich Granma, sie wäre jünger, um zumindest hinter uns her rennen zu können, wenn wir ungezogen waren. Aber sie war nicht nur alt, sie war müde und hatte nichts, nicht mal uns, denn eines schönen Tages würden wir sie oder würde sie uns für immer verlassen. Ben und ich hatten nur einander zum Spielen, und an diesem speziellen Strand gab es nur wenige Leute aus anderen Dörfern. Granma sass weit vom Wasser entfernt und weit weg von der Sonne. Schwarze setzen sich nicht in die Sonne. Wir waren immer erstaunt, dass die Weissen so viel Hitze ertragen konnten, bis sie sich häuteten oder wund waren.